Asien Tigers – A story of Posperty
„Asien Tigers“, bei Pythagoras erschienen, ist ein Wirtschaftsspiel mit Worker-Placement- und Area-Control-Elementen für 1 bis 4 Spieler von Nuno Bizarro Sentieiro und Paulo Soledade.
Wir befinden uns in den 1960er Jahren in Asien. Mit Südkorea, Taiwan, Singapur und Hongkong stechen vier asiatische Volkswirtschaften aus der Masse hervor. Man nennt sie die asiatischen Tigerstaaten, die optimale Investmentbedingungen für internationale Akteure schaffen.
Wir sind ein geförderter Investor und unser Ziel ist es, den Märkten zum Gedeihen und zum ersehnten Erfolg zu verhelfen. Dazu bauen wir, zum Beispiel, Fabriken oder Forschungslabore und fördern Universitäten. Doch auch den Weltmarkt dürfen wir niemals aus dem Blick verlieren…
Ein Blick in die Spieleschachtel
Das Spielmaterial geht in Ordnung. Das Spielbrett muss man aus 6 Teilen zusammenpuzzeln, was mir persönlich nicht so zusagt. Es gibt eine Seite für das Spiel mit bis zu 2 Spielern und eine Seite für das Spiel mit 3 oder 4 Personen. Auch wäre Double-Layer-Boards schön gewesen. Vor allem deshalb, weil man diese kleine Holz-Marker auf dem Board platzieren muss. Wunderschön sind die 4 beiliegenden, bedruckten Beute. Das weitere Material geht auch in Ordnung.
Die Anleitung ist recht textlastig. Doch viele Beispiele sorgen für ein gutes Verständnis. Sehr gelungen ist auch der Anhang. Auf 2 Seiten der Anleitung werden alle Plättchen und Boni erklärt und auf der letzten Seite findet ihr eine Übersicht über die verwendeten Symbole.
Das Spielsystem
Es gilt zunächst, sich einige Grundsätze vor Augen zu führen. Sind diese einmal verstanden, spielt sich das eigentliche Spiel super flüssig und die Aktionen gehen gut und schnell von der Hand.
Starten wir mit den Tigern, deren Anatomie man beherrschen muss. Jeder Tiger besteht aus 3 Investmentzentren (A, B und C). In jedem Bereich gibt es Möglichkeiten zum Bau von Infrastruktur. Mit Ausnahme des Unendlichkeit-Feldes in Sektor C, darf auf jedem Feld nur eine der entsprechenden Infrastrukturen stehen. Platziert ihr einen Arbeiter in Bereich A, könnt ihr Infrastrukturen in den Bereichen A, B und C bauen. Dementsprechend bei einem Einsatz in B in den Bereichen B und C und setzt ihr den Arbeiter in C ein, so dürft ihr auch nur im Bereich C bauen Aufgrund dieser Regel resultieren die unterschiedlichen Kosten zum Einsatz eines Arbeiters. Der Einsatz eines Arbeiters in A kostet 3 Investments, der Einsatz in B 2 Investments und ein Einsatz in C kostet 1 Investment. Die Kosten werden von den eigenen Investmentpunkten auf der Leiste des entsprechenden Tigers abgezogen. Für den Einsatz stehen drei unterschiedlich farbige Worker zu Verfügung. In jedem Investmentzentrun eines Tigers, dürfen immer nur Arbeiter der gleichen Farbe eingesetzt werden und bei jedem Tiger darf jede Farbe nur einmal vorkommen. Das ist für die eigentliche Spielplanung extrem wichtig.
In der Mitte des Spielfeldes befindet sich dann noch der Weltmarkt, auf dem ihr Waren verkaufen dürft. Auch auf dem Weltmarkt dürfen, mit Ausnahme des Spezialhandelszentrum unten rechts, immer nur Arbeiter der gleichen Farbe eingesetzt werden und auf jedem Markt müssen sich Arbeiter einer anderen Farbe befinden. Auf dem Weltmarkt erhaltet ihr die Flaggen der entsprechenden Nation. Neben Schritten auf der Weltmarktsleiste sind die Flaggen für die Schlusswertung des Spiels wichtig. Erhaltet ihr eine Flagge platziert ihr diese in einen Bereich der Endwertungsboni. Die Sterne fungieren dann als Multiplikator. Ihr erhaltet nur Punkte für Ziele, wenn diesen auch mindestens eine Flagge zugewiesen wurde.
Jeder Spieler erhält zu Spielbeginn 12 Arbeiter (4 jeder Farbe) und muss davon 2 ziehen, die dann beiseitegelegt werden und in dieser Runde nicht mehr zum Einsatz kommen. Wichtig ist es, dass die beiden Arbeiter unterschiedliche Farben aufweisen müssen. Zieht ihr 2 gleichfarbige Arbeiter, zieht ihr einfach noch einmal. Anschließend befinden sich noch 10 Arbeiter in eurem Beutel. Nun zieht ihr immer einen Arbeiter aus dem Beutel und stellt ihn, von links beginnend, auf das entsprechende Feld eures Tableaus. In dieser Reihenfolge, wieder von links nach rechts, platziert ihn nun immer abwechselnd einen Arbeiter und führt die entsprechenden Aktionen aus. Nachdem der 10. Arbeiter eingesetzt wurde, endet die erste Epoche und es erfolgt eine Zwischenwertung. Anschließend geht es in die 2. Epoche an deren Ende dann die Schlusswertung erfolgt. Das heißt, dass ihr insgesamt 20 Arbeiter einsetzen werdet.
Ein zentraler Begriff des Spiels sind Investmentpunkte. Das Berechnungssystem dieser muss ebenfalls einmal verstanden sein. Grundsätzlich bringt jede Infrastruktur in einer Region einen Investmentpunkt. Des Weiteren fügt jede Teilefabrik der entsprechenden Fabrik einen Punkt hinzu und jeder Satellit bringt den Infrastrukturen in seiner Reihe ebenfalls einen zusätzlichen Punkt. Hievon ausgenommen sind allerdings Infrastrukturen auf Felder mit Unendlichkeitssymbol sowie Teilefabriken. Investmentpunkte bringen euch bei der Zwischen- und Endwertung Einflusspunkte bei den Tigern, was der wichtigeste Faktor zum Spielsieg ist. Hier kommt dann der Area-Control-Mechanismus des Spiels zum Tragen.
Um Investmentpunkte zu erhalten, müsst ihr zunächst erst einmal Infrastruktur bauen. Das Bausystem ist eine kleine Besonderheit in diesem Spiel, die mir sehr gut gefällt. So findet ihr auf eurem Board 24 generische Infrastrukturen, die jeweils in bestimmten Gruppen angeordnet sind. Baut ihr eine Universität, eine Fakultät, ein Labor oder ein Kraftwerk, so nehmt ihr einen dieser Steine und platziert ihn auf dem Spielbrett. Ab jetzt gilt der Stein dann eben als Labor oder was auch immer ihr gebaut habt. Platziert ihr den letzten Stein einer Gruppe, schaltet ihr den Infrastrukturbonus frei.
Das eigentliche Spielsystem ist dann sehr einfach. Der aktive Spieler nimmt den nächsten Arbeiter (immer den äußerst linken) und setzt diesen dann, unter Einhaltung der eben beschriebenen Grundsätze, entweder bei einem der 4 Tiger oder dem Weltmarkt ein.
Bei einem Tiger baut ihr dann, je nach Einsatzfeld, ein Labor, ein Kraftwerk, eine Fabrik oder eine Universität. Labore bringen euch Wissenschaftsmarker, Kraftwerke Energie und Fabriken Waren. Universitäten bieten die Möglichkeit im Rahmen einer Zusatzaktion entweder eine Teilefabrik oder eine Fakultät zu bauen, was dann mit weiteren „Belohnungen“ verbunden ist. Weitere Belohnungen sind, zum Beispiel, die Platzierung eines Satelliten. Diese bringen euch einen Investmentpunkt und einen zusätzlichen Investmentpunkt je Infrastruktur, die in der entsprechenden Reihe gebaut wurde.
Auf dem Weltmarkt verkauft ihr Waren und erhaltet dadurch Flaggen.
Das war dann auch schon das gesamte Spielsystem. Die erste Epoche endet nach dem Einsetzen des 10. Arbeiters. Nun erfolgt eine kleine Zwischenwertung. In dieser bestimmt ihr die Zugreihenfolge anhand der Position der Marker auf dem Weltmarkt und erhöht euren Einfluss bei den Tigern. Jeder Tiger bietet nun dem Spieler mit dem meisten Einfluss eine Spezialfagge an. Akzeptiert der Spieler diese, muss er seinen Marker auf das vorherige Feld mit Tigersymbol zurückbewegen. Die Flagge, die einen Stern aufweist, wird einem Bereich des Tableaus zugewiesen welcher Spezialflaggen aufnehmen kann. Der Nationenbonus wird nicht aktiviert. Aber zusätzlich bringt eine Flagge noch 2 Schritte auf der Weltmarktleiste. Anschließend werden die Investments jedes Spielers auf jeder Leiste auf 6 gesetzt. Zusätzlich bringt jedes Labor einem Spieler ein zusätzliches Investment bei entsprechendem Tiger.
Die Schlusswertung ist nicht einfach und nimmt ein wenig Zeit in Anspruch. Bei jedem Tiger gilt es ja zunächst die Investmentpunkte jedes einzelnen Spielers zu errechnen, um dann auf Basis dieser auf der Einflussleiste vorzurücken. Anschließend werden dann auf dieser Basis dann die Wohlstandspunkte vergeben – wohlgemerkt, dass müsst ihr bei jedem Tiger tun. Und als wäre das nicht genug müssen dann noch die Endwertungsboni ausgerechnet werden, um zum Abschluss dann noch die unterschiedlichen Flaggen zu zählen und mit dem erreichten Meilenstein zu multiplizieren.
Der Solo-Modus
Auch an die Solo-Spieler wurde gedacht. Ihr tretet gegen einen Automa-Gegner an, der über 10 Aktions-Plättchen gesteuert wird. Zusätzlich erhält der Solo-Gegner ein eigenes Board.
Das Tolle an dem Modus ist es, dass dieser super einfach und vor allem auch schnell funktioniert, wenn man einmal die Ikonografie verstanden hat. Dann dauert die Durchführung des Automa-Zugs keine 30 Sekunden.
Die Regeln sind identisch zu denen des Spiels mit mehreren Personen. Ihr deckt einfach das nächste Plättchen auf und führt die angegebene Aktion durch. Der Automa wird entweder etwas bauen oder er geht an den Weltmarkt und erhält Flaggen. Beim Bauen folgt er einer vorgegebenen Prioritäten-Reihenfolge, die ihr einfach von oben nach unten durchprüft. Die Einsatzregeln für Arbeiter gelten für den Automa ebenfalls.
Das Solo-Spiel macht großen Spaß und überzeugt durch seine Einfachheit bei gleichbleibendem Spielgefühl. Lediglich der Schwierigkeitsgrad ist mir zu gering. Mit ein wenig Spielerfahrung werdet ihr auch die Partien im höchsten Schwierigkeitsgrad problemlos meistern. Das finde ich ein wenig Schade und hätte mir da eine größere Herausforderung gewünscht.
Doch mit den beiliegenden Kampagnen-Plättchen bietet sich eine weitere schöne Spielmöglichkeit. 9 Plättchen, die euch jeweils vor eine Herausforderung stellen, liegen dem Spiel dazu bei.
Eine Partie dauert ca. 60 Minuten und auch für reine Solo-Spieler lohnt sich definitiv ein Blick auf dieses Spiel.
Fazit
Asien Tigers gehört zu den Spielen, die ich vor der Messe gar nicht so richtig auf dem Schirm hatte. Auf der Messe habe ich mir das Spiel dann angeschaut und schnell hat es mich in den Bann gezogen. Optisch wird das Spiel wohl nicht jeden ansprechen, da es durch die vielen Zahlen alles recht mechanisch und vielleicht sogar ein wenig Trist wirkt. Doch das ist eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Die Einstiegshürde ist recht hoch. Auch wenn die eigentliche Aktionsdurchführung einfach ist, muss man sich ein wenig in das Spiel einarbeiten. Ein erfahrener Spieler sollte die Anleitung lesen und dann sollte das erste Spiel dem Kennenlernen dienen, denn zumindest mir viel es immer noch recht schwer, die einzelnen Verknüpfungen den Mitspielenden vernünftig darzulegen, da im gesamten Zusammenhang einiges zu beachten ist, was man dann erst bei der Schlusswertung erkennt. Auch wenn diese nicht so einfach ist, gefällt sie mir ausgesprochen gut. So gibt es viele Möglichkeiten und viel zu beachten. Einen wirklichen Tipp zu geben ist nicht einfach. In meinen zahlreichen Partien hat sich allerdings gezeigt, dass die Kontrolle in den einzelnen Gebieten wesentlich ist und hier primär das Auge drauf zu richten ist. Doch auch die weiteren Möglichkeiten der Punktegenerierung dürfen nicht vernachlässigt werden. Asien Tigers ist definitiv ein Kennerspiel.
Als super gelungen empfinde ich den Mechanismus des Bauens mit den generischen Infrastrukturen. Hier legt ihr nämlich für euch eine Spieltaktik fest, da viel des Spiels dann aufgrund der freigeschalteten Belohnungen passiert. Die Platzierung von Satelliten ist ein probates Mittel, welches euch zusätzliche Investmentpunkte sichert. Doch ist es auch möglich, sich schnell Einfluss zu sicher und dementsprechend diese Steine zu platzieren.
Auch das System der Waren gefällt mir außerordentlich gut. In eigentlich allen Spielen baut man eine Fabrik, die dann eben Waren produziert, von denen man dann als Spieler profitiert und diese immer wieder nutzen kann. Nicht in Asien Tigers. Hier baut ihr eine Fabrik, erhaltet 2-mal die entsprechende Ware und eventuell im Verlaufe des Spiels dann noch einmal, wenn ihr bei dieser Fabrik eine Teilefabrik baut. Das war es dann auch. Dies führt dazu, dass ihr den Weltmarkt im Schnitt 2- oder 3-mal besuchen werdet, um dort Waren zu verkaufen. Und der Zeitpunkt will wohlüberlegt sein. Je schneller ihr seid, desto größer ist die Chance die Flagge zu erhalten, die euch mehr Schritte auf der Weltmarktleiste liefert. Doch wenn ihr wartet, könnt ihr vielleicht auch 2 Verkäufe in einem Zug erledigen. Immer wieder stellt euch das Spiel vor Entscheidungen.
Je nach Spieleranzahl nutzt ihr die entsprechende Seite des Spielbretts. In einem Spiel mit 3 Personen kommt ein Dummy-Spieler ins Spiel. Auch wenn die Handhabung dieses Dummies sehr einfach ist, macht mir das Spiel mit 3 Personen deshalb weniger Spaß. Persönlich favorisiere ich das Spiel entweder alleine oder zu zweit. Die Dauer einer Partie liegt bei ca. 90 bis 120 Minuten.
Insgesamt gefällt mir Asien Tigers wirklich sehr gut.
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