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Tim Nau

Atiwa - Lookout Spiele

Atiwa

„Atiwa“, von Lookout Spiele, ist ein Worker-Placement-Spiel für 1 bis 4 Personen von Uwe Rosenberg.

Wir befinden uns in Atiwa, einer Region im Südosten von Ghana. Die Abholzung, die Jagd auf Tiere sowie der Gold- und Bauxitabbau stellen eine ernstzunehmende Gefahr dar.


In einer nahegelegenen Stadt sorgt ein Bürgermeister für Aufsehen. In seinem Garten gewährt er Flughunden Schutz. Diese schwärmen bei Sonnenuntergang und halten nach Obstbäumen in bis zu 90 Kilometer Entfernung Ausschau. Auf dem Rückflug scheiden sie die Samen aus und sorgen dadurch für die Aufforstung des Waldes.


Dies wollen wir in Range ebenfalls machen. Unser Ziel ist es, unsere Gemeinschaft zu

Wohlstand zu führen aber gleichzeitig auch im Einklang mit der Natur zu leben und schonend mit den natürlichen Ressourcen umzugehen.


Ein Blick in die Spieleschachtel

Materialtechnisch ist das Spiel wirklich toll. So erwarten uns über 200 Holzteile, die super schön aussehen und detailreich sind. Die Bäume hätte ich mir ebenfalls noch in Holz gewünscht. Sehr gut gefallen mir die doppelseitig bedruckten Aktionsplanerweiterungen die einfach, je nach Spielerzahl, an den Aktionsplan gepuzzelt werden. Sämtliches Pappmaterial hat eine gute Dicke und die zahlreichen Karten sind ebenfalls sehr gelungen.

Neben den angesprochenen Holz-Bäumen hätte ich mir persönlich Double-Layer-Playerboards gewünscht, die das doch recht leichte Verrutschen der eigenen Materialien verhindert hättet. Ich weiß allerdings jetzt nicht genau, wie sich dies auf den Verkaufspreis ausgewirkt hätte.


Die Anleitung ist sehr verständlich geschrieben und beantwortet alle Fragen.


Das Spielsystem

Das Spielsystem ist recht einfach gehalten und auch eine Regelerklärung ist zügig abgeschlossen.

Aufbau einer 2-Personen-Partie

Atiwa ist ein klassisches Worker-Placement-Spiel. Das heißt, ihr setzt einen Arbeiter ein und führt die entsprechende Aktion aus. Anschließend ist der nächste Spieler an der Reihe. In diesem Spiel stehen euch in jeder Runde drei Arbeiter zur Verfügung.


Des Weiteren erhaltet ihr ein Tableau mit euren Buschtieren, Bäumen, Früchten. Familien und Ziegen sowie bereits ein erstes Dorf, welches ihr unterhalb eures Tableaus platziert. Die Besonderheit an Atiwa ist es, dass ihr, mit Ausnahme von Gold und Flughunden, keine Ressourcen aus einem allgemeinen Vorrat erhaltet. Ihr nutzt die Materialien eures Tableaus, welches ihr auf den Land- und Ortschaften platzieren müsst. Ganz einfach ausgedrückt kann man sagen, dass je leerer am Spielende euer Tableau ist, desto mehr Punkte erhaltet ihr.


Der aktive Spieler setzt einen seiner Arbeiter auf einem freien Einsatzfeld ein. Im mittleren Bereich des Aktionsplans erhaltet ihr dadurch, zum Beispiel, Bäume, Flughunde, Ziegen oder Buschtiere. Ihr nehmt nun die entsprechenden Ressourcen, immer von links, und platziert sie auf einem Ort- oder Landschaftsfeld. Zu Beginn des Spiels steht euch lediglich das Startdorf zur Verfügung. Schauen wir uns zum Verständnis der Platzierungsregeln einmal die Karten etwas genauer an.


Alle Karten sind ähnlich aufgebaut. Links oben befinden sich der Punktwert, der Kartenname, der Kartentyp und auf eventuell noch die Kartennummer sowie ein Symbol. Die übrigen acht Felder sind für die Marker. Befindet sich ein Symbol auf dem Feld, dürft ihr nur den entsprechenden Marker auf dieses Feld legen. Felder ohne Symbol werden als Blankofelder bezeichnet. Außer einer Familie könnt ihr hier jeden Marker platzieren. Voraussetzung hierfür ist es allerdings, dass sich bereits ein Marker der entsprechenden Art auf dieser Karte befindet. Weitere Landschaftsfelder erhaltet ihr im oberen Bereich und weitere Ortschaften im unteren Bereich des Aktionslans. Erwerbt ihr eine Karte, müsst ihr diese waagerecht oder senkrecht an eine bereits liegende Karte anlegen. Wo ihr diese anlegt ist lediglich für die Platzierung der Verschmutzungsmarker von Interesse. Wir kommen auf das Thema noch zu sprechen. In jeder Zeile können bis zu vier Karten liegen.


Weitere Aktionen stehen euch noch im rechten Bereich auf der Erweiterung zur Verfügung.


Nach jedem Einsetzen hat man nun die Möglichkeit, seine Flughunde auszusenden. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass mindestens 3 zur Verfügung stehen. Warum ausgerechnet 3 weiß ich nicht. Des Weiteren benötigt man eine Frucht. Diese wird auf das Tableau zurückgelegt, weil die Flughunde die Frucht fressen und als Belohnung darf man sich einen Baum nehmen. Dieser wächst durch die Ausscheidungen der Tiere. In einer Spielrunde könnt ihr folglich dreimal Flughunde aussenden.

Familien, Schulung und die Rundenauswertung

Nachdem jeder Spieler seine drei Arbeiter eingesetzt hat, folgt die Rundenauswertung. Diese besteht aus 7 Schritten.


Der erste Schritt nennt sich Einkommen. Dies ist eine gute Gelegenheit, um auf das System der Familien zu sprechen zu kommen. Über die Aktionsfelder erhaltet ihr auch neue Familien, die ihr zunächst mit der ungeschulten Seite auf ein entsprechendes Feld legen müsst. Durch eine Schulung geben wir unser Wissen zum Thema Umweltschutz und zur Rolle der Flughunde an Familien weiter. Anschließend dürfen wir den Marker umdrehen. Nun kann auf diesem Feld auch ein Flughund einziehen.


Im Rahmen der Einkommenspahse schürfen ungeschulte Familien nach Gold und sorgen für Verschmutzung unserer Region. Wir müssen daher einen Verschmutzungsmarker aus dem Beutel ziehen. Dieser bringt uns zwar zwischen 0 und 2 Gold aber wir müssen ihn anschließend auf einem Feld unserer Auslage platzieren, welches dann dauerhaft nicht mehr nutzbar ist. Hier gibt es ein spezielles System, welches die Anleitung sehr gut beschreibt. Zeilenweise geht ihr von oben nach unten und in jeder Zeile von links nach rechts. Dies bietet euch durchaus auch ein wenig taktische Optionen. Geschulte Familien hingegen leben im Einklang mit der Natur. Als Einkommen erhalten wir je geschulter Familie ein Gold.

Das Spielbrett liefert zahlreiche Einsatzmöglichkeiten

Im zweiten Schritt schauen wir uns unser Tableau an und erhalten neue Bäume, Früchte und Flughunde. Hierzu schauen wir uns in jeder Zeile die Zahl auf dem leeren Feld an, dass sich am weitesten rechts befindet. Je mehr Bäume wir haben, desto mehr Früchte wachsen auch und desto mehr Flughunde werden angelockt. Ein wirklich erstklassiges und verständliches System.


Im dritten Schritt kehren nun die ausgesendeten Flughunde zurück. Beachtet, dass ihr hierbei so viele zurückholen müsst, wie ihr könnt.


Nun kommt die obligatorische Ernährungs-Phase. Der Nahrungsbedarf ergibt sich der am weitesten rechten Zahl der Familienzeile und der Ziegenzeile. Ist der Nahrungsbedarf nun größer als Null, was der Regelfall ist, müsst ihr diesen decken, indem ihr Marker wieder auf euer Tableau zurücklegt. Ziegen bringen hierbei 3 Nahrung, Buschtiere 2 und Früchte noch eine Nahrung. Außerdem könnt ihr je ein Gold eine Nahrung kaufen. Ebenfalls ist es möglich Flughunde zur Deckung des Nahrungsbedarfs zu nehmen. Jeder Flughund bringt einmal Nahrung. Allerdings dürft ihr nur so viele Flughunde „opfern“, wie ihr ungeschulte Familien habt, da geschulte Familien keine Flughunde essen.


Nun kommt die Vermehrungsphase. In jeder Spielrunde sehr ihr auf dem Plan bis drei Bedingungen. Verfügt ihr über mindestens genauso viele Marker wie jeweils angegeben, erhaltet ihr eine Marke der entsprechenden Art. Diese müsst ihr natürlich platzieren können. Auf diesen Faktor solltet ihr in jeder Spielrunde achten.


Nun nehmt ihr noch die Spielfiguren zurück und bereitet anschließend die nächste Runde vor. Dazu werden die übriggebliebenen Landschaften durch neue ersetzt und die Aktionsfeldtafel um eine Position nach links verschoben.


Das Spiel endet dann nach der siebten Spielrunde es geht an die Schlusswertung. Ihr erhaltet Siegpunkte für übriges Gold, für Karten in eurer Auslage, für geschulte Familien, für die genutzten Marker auf eurem Tableau und für jeden Flughund über 10.


Die optimale Spielerzahl

Konzipiert ist das Spiel für 1 bis 4 Personen. Auf den Solo-Modus gehe ich gleich gesondert ein.


Eine Anpassung aufgrund der Spielerzahl erfolgt durch die Aktionsplanerweiterung, die je nach Teilnehmerzahl unterschiedliche Aktionen mitbringen. Da es sich bei Atiwa um ein sehr solitäres Spiel handelt, macht es in jeder Spieleranzahl Spaß. Außer dem Einsatz der Arbeiter gibt es zwischen den Spieler keinerlei Berührungspunkte.


Einmal mit den Regeln vertraut spielt sich das Spiel sehr flüssig. Knappe 25 Minuten pro Spieler sind eine realistische Angabe.


Auch alleine funktioniert das Spiel perfekt und spielt sich fast wie eine Mehrspielerpartie. Ihr nutzt hier die roten, gelben und blauen Figuren. So setzt in ihr Runde 1 eure drei roten Arbeiter ein, lasst diese am Rundenende stehen. In Runde 2 kommen dann die gelben Figuren und in Runde 3 die blauen Figuren zum Einsatz. Erst am Rundenende von Runde 3 nehmt ihr die roten Figuren dann von den Aktionsfeldern. Dieser Mechanismus macht großen Spaß und tatsächlich kann man Atiwa auch bedenkenlos reinen Solo-Spielern empfehlen.


Ich frage mich nur, wie man denn die in der Anleitung als Spielziel angegebenen 120 Punkte erreichen soll. Vielleicht habe ich aber auch nur die Taktik nicht durchschaut.


Fazit

Ich gebe gerne zu, dass ich ein Fan von den Spielen Rosenbergs bin und zu der Fraktion gehöre, die sich sehr über jedes neue Spiel von ihm freuen. Es gibt allerdings auch zahlreiche Kritiker die bemängeln, dass seine Spiele eigentlich immer gleich sind. Ich nehme vorweg, dass auch Atiwa diese Kritik nicht wiederlegen kann.


Zunächst einmal überzeugt Atiwa mit einem wirklich tollen und vor allem unverbrauchten Thema. In diesem Spiel steckt eine ganze Menge Herzblut und ihr solltet euch auf alle Fälle die Zeit nehmen das beiliegende Begleitheft zu lesen, welches viele Informationen rund um das Spielthema liefert.


Persönlich würde ich Atiwa als seichtes Kennerspiel einstufen, an welchem auch erfahrene Familienspieler große Freude haben werden. Trotz der Verzahnung und der vielen Regeln gelingt der Einstieg nämlich sehr unkompliziert. Außerdem verzeiht Atiwa Fehler und es ist nicht möglich, dass man sich durch einen „schlechten“ Zug in irgendeine Sackgasse manövriert, aus der es kein Entkommen gibt.


Wie oben schon angesprochen muss euch klar sein, dass die Interaktion auf ein Minimum beschränkt ist. Auch die Rundenauswertung kann problemlos parallel durchgeführt werden. Auf der einen Seite spart das deutlich Zeit auf der anderen Seite aber fehlt vielleicht das Gespräch bzw. die Freude des Teilens darüber, was man in dieser Runde alles erreicht hat.

Insgesamt ist Atiwa mit Sicherheit kein Überspiel oder erfindet das Rad in irgendeiner Form neu. Zahlreiche bekannte Elemente der Spiele Rosenbergs findet man hier wieder und man fühlt sich sofort "heimisch". Meine Sammlung wird es definitiv nicht verlassen, denn es handelt sich um ein sehr interessantes Spiel, welches mit einer angenehmen Spielzeit dafür sorgt, dass es auch problemlos mal unter der Woche auf den Tisch kommen kann. Dank der doch recht niedrigen Einstiegshürde, können auch Familienspieler problemlos mal einen Bick auf dieses Spiel werfen, ohne gleich komplett überfordert zu sein. Des Weiteren bietet es einen erstklassigen Solo-Modus und überzeugt mit seinem Wiederspielreiz.


Insgesamt eine Empfehlung.




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