Newdale
„Newdale“, bei Lookout Spiele erschienen, ist ein Spiel für 1 bis 4 Spieler von Alexander Pfister.
Fünf Jahre sind seit dem Roten Fest vergangen. Nun befürchtet Chris Chart, der Bischof von Longsdale, dass wieder ein Besuch der Eisriesen anstehen könnte und dieser würde dem zerrütteten Land den Rest geben. Es wird ein Expeditionstrupp nach Canyon Brook geschickt um die Gefahr mit kriegerischen oder diplomatischen Mitteln abzuwenden.
Ein Blick in die Spieleschachtel
Bei „Newdale“ kommt einiges an Material auf den Tisch und zunächst ist man auch erst einmal mit dem Sortieren beschäftigt, was den späteren Spielaufbau, der etwas länger dauert, deutlich erleichtert. Hier wären kleine Schächtelchen hilfreich gewesen in denen man z. B. die Kapuzenträger oder nicht verwendete Personenkarten verstauen könnte.
Das verwendete Material hat eine sehr ordentliche Qualität. Satte 6 unterschiedliche Spielpläne, die wir auf den drei doppelseitigen Spielbrettern finden, bietet uns das Spiel.
Neben der eigentlichen Anleitung, die gut geschrieben ist und den Einstieg ins Spiel leicht macht, gibt es noch ein Heft mit den einzelnen Chroniken.
Das Spielsystem
Eine Partie „Newdale“ erstreckt sich über 7 Runden, wobei eine Runde in 6 Phasen unterteilt ist, die nacheinander „abgearbeitet“ werden.
So wird immer als erstes eine neue Ereigniskarte aufgedeckt. Durch diese kommen, z. B., neue Karten ins Spiel oder man erhält Ressourcen. Der wichtigste Moment beim Aufdecken der Ereigniskarte ist aber wohl die Anzahl, der auf jeden Fall zur Verfügung stehenden Gehilfen auf dem Arbeitsmarkt, da diese für die Produktion benötigt werden. Komplettiert wird der Arbeitsmarkt allerdings erst in Phase 3, hier werden noch einmal 4 bzw. wenige Ereigniskarten erhöhen die Zahl auf 6, Gehilfen aus dem Beutel gezogen.
Da nun in Phase 2 die Aktionssteine gesetzt werden, muss ein wenig gepokert werden, wenn man durch seine Gebäude produzieren möchte. Die unterschiedlichen Aktionsmöglichkeiten stelle ich kurz nach den einzelnen Phasen vor.
In der dritten Spielphase werden nun lediglich die Gehilfen aus dem Beutel gezogen. „Lediglich“ ist dabei allerdings das falsche Wort, denn hier kommt richtig Spannung auf, da jeder auf die so dringend benötigte Gehilfenfarbe wartet.
In Phase 4 werden nun die Aktionen durchgeführt. Reihum werden nun die Aktionen der einzelnen Spielsteine durchgeführt.
In der fünften Spielphase steht nun jedem Spieler einmal die Aktion Bauen zur Verfügung.
Die 6. Phase führt zur Aktivierung der Sondergebäude jedes Spielers.
Anschließend geht es auch schon in die nächste Runde und der Spaß beginnt wieder von vorn.
Die Aktionsmöglichkeiten
Jeder Spieler hat die Möglichkeit Aktionssteine entweder auf seinem Spielertableau zur Produktion zu platzieren und Produktionsketten in Gang zu bringen oder allgemeine Aktionen auf dem Aktionstableau zu wählen. Diese allgemeinen Aktionen stehen allen Spielern zur Verfügung und dürfen auch besetzt werden, wenn bereits ein Gegenspieler die entsprechende Aktion gewählt hat. Jeder Spieler darf allerdings eine Aktion nur einmal besetzen.
So besteht über die Aktion „Nachwuchs“ die Möglichkeit, einen dritten oder auch noch einen vierten Aktionsstein zu erwerben. Mindestens ein dritter Aktionsstein ist spätestens in der zweiten Runde eigentlich Pflicht, da das Spiel ansonsten nicht läuft – dies ist zumindest meine Erfahrung und einer der Kritikpunkte, den ich im Fazit noch kurz beleuchten möchte.
Des Weiteren können über die Aktion „Schwarzmarkt“ 2 Handkarten abgeworfen werden um 5 Ressourcen, von denen 4 auf die Kohlemine und 1 auf einem beliebigen Gebäude platziert werden müssen, zu erhalten.
Die Aktionsmöglichkeit „Fortschritt“ ermöglicht es euch, gegen Abgabe von 4 Münzen, entweder den Fortschrittsmarker „Reichweite“ oder den Marker „Kartenausgleich“ vom Spielertableau zu entfernen. Bei der „Reichweite“ erhöht ihr eure möglichen Schritte im Rahmen der Bauaktion was unheimlich wichtig ist, um auf der Karte weit nach rechts zu kommen. Diesen Marker solltet ihr auf alle Fälle entfernen, um schneller als die Gegenspieler zu sein und die Sonderpunkte einzuheimsen. Durch den „Kartenausgleich“ reduziert sich die Abgabe der Handkarten, zum Ausgleich von fehlenden Gehilfen von 3 auf 2.
Die Aktion „Handkarten“ ermöglicht es euch neue Handkarten zu erhalten. Hierbei könnt ihr alle eure Handkarten, bis auf eine, abgeben und anschließend die abgegebene Anzahl bis auf 3 neu ziehen. Die Reduzierung auf eine Handkarte ist allerdings keine Pflicht. Ihr könnt auch keine Karten abwerfen und lediglich 3 Karten nachziehen.
Die Aktion „Bauen“ ist eine sehr
elementare Spielfunktion, da hierdurch eben eure Gebäude ins Spiel kommen und ihr euch auf dem Spielplan weiterbewegt. Bei den Gebäuden unterscheidet man zwischen Produktions- und Sondergebäuden.
Diese Gebäude kosten einen unterschiedlichen Geldbetrag und liefern euch am Spielende, zumindest meistens, noch eine ordentliche Anzahl an Siegpunkten.
Sondergebäude werden rechts neben das Spielertableau gelegt und ihr könnt beliebig viele besitzen. Sie geben euch permanente Vorteile. So gibt es, zum Beispiel, die Poststation, die euch dauerhaft den angegebenen Gehilfen zur Verfügung stellt, die Festung, die eure Militärstärke erhöht oder das Kohlelager, welches euch in Phase 6 Kohle liefert.
Produktionsgebäude liefern euch
natürlich Ressourcen. Hierbei ist die Auswahl der unterschiedlichen Gebäude schon klasse und die Produktionsketten sind logisch aufgebaut. Der aufgedruckte Wert der Ware zeigt an, wie viel ein Warenmarker auf diesem Gebäude jeweils wert ist. Eigentliches Geld gibt es in dem Spiel nicht – dieses System gefällt mir sehr gut.
Nach dem Bau platziert ihr noch eines
eurer Häuser auf dem Spielbrett. Diese Platzierung ist wichtig und hier könnt ihr einiges an Siegpunkten ergattern, die am Ende des Spiels über Sieg oder Niederlage entscheiden könnten. Einige Felder liefern nämlich einen Erschließungsbonus in Form von Siegpunkten die nur der erste Spieler erhält, der ein Gebäude auf diesem Feld platziert. Immer im Auge behalten solltet ihr hier auch euren Geheimauftrag, den jeder Spieler zu Spielbeginn erhält. Hier gibt es Sondersiegpunkte für die Platzierung an bestimmten Orten. In Kombination mit den Erschließungsbonus lassen sich so zahlreiche Punkte sammeln.
Der „Gehilfenpoker“ und die Produktion
Acht Slots stehen für den Bau von Gebäuden am Spielertableau zur Verfügung. Sind diese besetzt, so kann kein weiteres Gebäude mehr gebaut werden. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass dies allerdings nur im absoluten Ausnahmefall vorkommt. Jedes Gebäude benötigt zur Produktion immer eine bestimmte Anzahl von zwei unterschiedlichen Gehilfen. Von diesen gibt es mit gelb, grün, rot und blau vier unterschiedlichen Farben, die in unterschiedlicher Anzahl (gelb am meisten und blau am wenigsten) im Beutel vorhanden sind. Über jedem Gebäudeslot gibt es 2 oder 3 Felder die jeweils einen unterschiedlichen Ertrag bringen. Um an diesen Ertrag zu gelangen müssen natürlich die Voraussetzungen der benötigten Gehilfen erfüllt werden.
Nun kommt eine sehr interessante Komponente ins Spiel. Beim Setzen der Aktionssteine kennt man nur die Anzahl, der zur Verfügung stehenden Gehilfen gemäß der Ereigniskarte. Allerdings musste man sich für eine schlampige-, eine ordentliche- oder eine außerordentliche Produktion (bei den 4 unteren Slots gibt es keine ordentliche Produktion) entscheiden. Eine schlampige Produktion benötigt immer einen Gehilfen weniger und eine außerordentliche Produktion immer 2 Gehilfen mehr, als auf der Gebäudekarte angegeben. Natürlich liefert eine außerordentliche Produktion deutlich mehr Ertrag. Hier heißt es pokern und hoffen.
Nachdem dann alle Aktionssteine platziert wurden kommt in der Spielphase 3 das Ziehen der Gehilfen. Dies sorgt für ordentlich Spannung und jeder Spieler fiebert nun, ob die so dringend benötigten Gehilfen nun aus dem Beutel gezogen werden. Durch die Abgabe von 3 Handkarten (2, wenn man entsprechenden Token freigespielt hat) kann man einen fehlenden Gehilfen ausgleichen. Doch dies will wohl überlegt sein, denn Handkarten sind ein sehr wichtiges Spielelement. Des Weiteren können fehlende Gehilfen noch durch entsprechende Poststationen ersetzt werden.
Die unterschiedlichen
Produktionsketten
Herzstück des Spiels ist der Aufbau einer Produktionskette. Hierbei ist die Vielzahl an Gebäuden sensationell gut. Immer wenn man die Aktion „Produzieren“ wählt kann man auch die Aktionskette des entsprechenden Gebäudes nutzen. Drei unterschiedlichen Produktionsketten gibt es.
Bei der Kette „Rohstoff“ kann man Handkarten abwerfen, um die entsprechende Anzahl Warenmarker auf sein Gebäude zu legen (zum Beispiel kann in der Spinnerei aus Baumwolle Garn hergestellt werden).
Bei der Kette „Einzelware“ verschiebt ihr Warenmarker von einer Karte auf eine andere (zum Beispiel werden in der Fleischerei Rinder zu Fleisch verarbeitet).
Bei der Kette „Warenset“ sind immer drei Gebäude beteiligt. So wird, zum Beispiel, in der Weberei Garn unter Einsatz von Kohle zu Tuch.
Den Bau von Gebäuden müsst ihr immer ganz genau planen und anhand eurer Handkarten ausrichten. Je früher es euch gelingt eine Produktionskette zu bekommen, desto besser funktioniert euer Spiel.
Die optimale Spieleranzahl
Konzipiert ist das Spiel für 1 bis 4 Spieler.
„Newdale“ ist für mich ein Spiel, welches nicht abhängig von der Spielerzahl ist und mit 2 Spielern den gleichen Spaß bereitet wie mit 4 Spielern. Für einige macht das Spiel wahrscheinlich mit weniger Spielern mehr Spaß, da es die Spielzeit natürlich deutlich verkürzt und man so Zeit für ein anderes Spiel oder einfach eine erneute Runde hat.
Dies liegt daran, dass man sich einfach nicht ins Gehege kommt und jeder Spieler mit seinen eigenen Produktionsketten beschäftigt ist. Des Weiteren verbraucht sich der Arbeitsmarkt nicht, d. h., dass jedem Spieler alle Gehilfen zur Verfügung stehen. Weiterhin gibt es keine Restriktionen bei der Besetzung der Einsatzfelder.
Ich persönlich finde das klasse, da ich auch zu den Personen gehören, die sehr oft alleine mit der Frau spielen.
Im Solo-Modus macht „Newdale“ großen Spaß und hat es, innerhalb kürzester Zeit, in meine persönliche Topliste geschafft. Dieses Spiel solo macht mir sogar mindestens genauso viel Spaß wie mit Mitspielern.
Die eigentlichen Regeln unterscheiden sich kaum vom Hauptspiel. Es gibt separate Kapitelkarten, die die Erfüllungsbedingungen vorgeben. Diese sind, zum Teil, sehr knackig und bieten eine klasse Herausforderung für Freunde des Solo-Spiels.
Fazit
Im Gesamten ist „Newdale“ ein schönes Spiel, welches sich primär an Kennerspieler richtet. Es handelt sich um ein Spiel aus dem "Oh my Goods!"-Universum. Gespielt haben muss man dieses jedoch nicht – in den ersten Partien bietet es allerdings einen Vorteil, da der grundlegende Mechanismus bekannt ist. Wer sich unsicher ist ob er zum „großen“ Spiel greifen möchte, der kann über das Kartenspiel einen tollen Eindruck bekommen.
Der Aufbau der Produktionsketten macht Spaß und es ist schon ein schönes Gefühl, wenn man seine Maschinerie aufgebaut hat. Mit einer Spieldauer von ca. einer halben Stunde pro Spieler bewegt sich das Spiel in einem guten Rahmen. Bei starken Grüblern kann die Downtime schon ansteigen. Dagegen wirkt aber der Mechanismus, dass eben immer nur ein Stein nach dem anderen pro Spieler abgearbeitet wird. Dazu kommt auch noch immer eine Pokeratmosphäre auf, wenn es zum Ziehen der Gehilfen aus dem Beutel kommt, da sich erst dann entscheidet, ob man richtig gepokert hat.
Kritisch muss man allerdings anmerken,
dass es schon stark vom Kartenglück abhängt, ob man seine geplante Maschinerie denn richtig zum Laufen bekommt. Ich hatte Spiele dabei, da wollten einfach nicht die richtigen Karten kommen und somit lief dieses Spiel dann nur so vor sich dahin.
Ein weiterer Kritikpunkt ist es, dass die gewählte Startstrategie eigentlich in jedem Spiel die gleiche ist bzw. sein muss. Zwanghaft muss man spätestens in der zweiten Runde den dritten Gehilfen freispielen. Besser in der ersten Runde und so sieht die erste Runde eigentlich immer so aus, dass man zuerst produziert, um das nötige Geld zu haben, um mit der zweiten Aktion dann den Gehilfen zu kaufen. Ich habe es auch mal anders versucht, was jedoch nicht von Erfolg gekrönt war. Die Freischaltung des vierten Gehilfen muss man sich dann überlegen.
Die Idee, das Spiel über acht unterschiedliche Chroniken zu spielen, gefällt mir ausgesprochen gut. Leider ist es allerdings so, dass sich das reine Spiel immer sehr ähnlich spielt. Lediglich im letzten Kapitel kommt ein komplett anderes Element hinzu.
Insgesamt ist „Newdale“ ein schönes Spiel welches, trotz der angesprochenen Kritikpunkte, Spaß macht.
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