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Tim Nau

Bau deine eigene Unterwasserstadt

Underwater Cities – Bau deine Stadt unter Wasser

Endlich lag auch „Underwater Cities“ bei mir auf dem Spieltisch – viel zulange hat es gedauert und nun habe ich zahlreiche Partien hinter mir und bin immer noch total angefixt.



Ein Blick in die Spieleschachtel

Ich habe die deutsche Version des Spiels und bin mit dem Spielmaterial, bis auf kleine Ausnahmen, zufrieden. Sehr labbrig sind die Spielertableaus – hier wäre etwas dickere Pappe schön gewesen. Sehr schön hier ist, dass es eine Seite zum Einstieg gibt und eine Seite für erfahrenere Spieler.


Ansonsten bekommen wir Materialien mit ordentlicher Qualität dargeboten, mit der man keinen Preis gewinnt aber eben absolut zweckdienlich sind. Lobend erwähnen möchte ich die Anleitung, die den Ablauf des Schwergewichts klasse darstellt.


Ein Kurzüberblick über das Spielsystem

Nachfolgend möchte ich einen kurzen Überblick über das Spielsystem liefern, damit ihr euch einen Überblick darüber verschaffen könnt, ob das Spiel etwas für euch ist. Da „Underwater Cities“ ein echtes Schwergewicht ist, kann im Text nur auf die wesentlichen Kniffe eingegangen werden.


Sehr erfreulich ist, dass der Zugang vergleichsweise einfach ist und die Regel auch recht schnell erklärt werden können.


Ihr spielt „Underwater Cities“ über 10 Runden a 3 Zügen. Am Ende der 5, 8 und 10 Runde gibt es dann noch eine Produktionsphase, welche auch das Ende der jeweiligen Ära ankündigt. Jede Ära verfügt über einen eigenen Kartenstapel, der das Herzstück des Spielgeschehens ist.


Jeder Spieler hat ein eigenes Tableau,

auf dem nun die persönliche Unterwasserwelt nebst z. B. Verbindungstunneln, Entsalzungsanlagen, Laboren oder Farmen gebaut wird. So entsteht nach und nach ein Netzwerk und eure persönliche Produktionskette.

Sehr gelungen ist hier, dass die Tableaus doppelseitig bedruckt sind. Es gibt eine Einsteigerseite und eine Seite für fortgeschrittene Spieler. Auf dieser Seite gibt es zusätzliche Kosten bei den Bauplätzen aber auch extra Ressourcenproduktion.

Ich verwende mittlerweile nur noch die "Expertenseite", da diese dadurch reizt, dass an einigen Stellen noch einmal extra Ressourcen aufgewendet werden müssen aber auch Ressourcen extra produziert werden.


Ein Spielzug läuft recht simpel ab. Der Kniff ist der geniale Mechanismus, auf den ich später noch genauer eingehe. Schlussendlich wählt ihr ein Aktionsfeld und müsst eine eurer drei Handkarten abwerfen. Passt die Farbe der Handkarte zum Aktionsfeld dürft ihr, in beliebiger Reihenfolge die Aktion der Karte und des Feldes durchführen. Passt die Farbe nicht, so dürft ihr nur die Aktion des Aktionsfeldes ausführen. Dann zieht ihr noch eine weitere Handkarte und schon ist der nächste Spieler am Zug. Dies erfolgt solange, bis jeder seine drei Aktionsplättchen verbraucht hat und die nächste Runde beginnt.

Ein Workerplacement-Spiel der Extraklasse mit tollem Karten-Farb-Mechanismus

Highlight ist der verwendete Mechanismus – dieser ist ein Mix aus Farbe des Einsatzfeldes nebst der zugehörigen Aktion und der Farbe der ausgespielten Karte nebst entsprechender Kartenaktion.


Zunächst besetzt man mit seinem

Arbeiterplättchen ein Aktionsfeld. Mit gelb, grün und grau werden bei diesen 3 Farben verwendet, die sich auch auf den eigenen Handkarten wiederfinden. Hier ist der Clou, der einiges an Möglichkeiten bietet aber auch einige Überlegensarbeit benötigt. Setze ich nämlich mein Plättchen auf ein Aktionsfeld und stimmt dessen Farbe mit der Kartenfarbe, die ich für diese Aktion nutzen möchte überein, so kann ich neben der Feldaktion auch die Kartenaktion durchführen. Ziel ist es folglich immer eine Farbgleichheit zu erzielen, was nicht immer möglich ist und deshalb einige Überlegungen erfordert. Durch geschicktes kombinieren lassen hier tolle Ketten bilden und natürlich gibt es auch Karten, die mir einen Effekt geben, wenn die Kartenfarbe nicht zum gewählten Aktionsfeld passt.


Insgesamt sollte man wissen, dass von gelb über rot zu grau die Feldaktionen schwächer werden, wohingegen die Kartenaktionen an Stärke gewinnen.


Es ist die Kombination aus Workerplacement und Kartenmanagement, die den Mechanismus so genial macht.


Die optimale Spieleranzahl

Satte 10 Runden mit drei Wertungsphasen werden gespielt. Die Angabe der Spielzeit mit 40 Minuten pro Spieler auf der Verpackung ist sehr knapp kalkuliert – aus meiner Sicht nur realistisch, wenn man mit erfahrenen Spielern spielt, die das Spiel des Öfteren gespielt haben.


Ich denke, dass eine gute Stunde pro Spieler eine Zeit ist, mit der gerechnet werden muss. Dies führt dazu, dass es bei mehr Spielern eine enorm hohe Gesamtspieldauer gibt. Mir persönlich wird diese, spätestens bei 4 Spielern, dann auch zu hoch, so dass ich Partien mit 4 Personen zwar spiele aber lieber vermeide. Dabei muss noch erwähnt werden, dass die Downtime noch nicht einmal so hoch ist, da eben gerade nur eine Aktion gemacht wird und schon der nächste Spieler dran ist. Allerdings können auch hier Grübler zum Folterknecht der ganzen Gruppe werden.


Ich spiele es tatsächlich am liebsten zu zweit. Dies ist auch problemlos möglich, da das Spielbrett doppelseitig ist und es eine Seite für 2 Spieler- und eine Seite für 3 oder 4 Spieler gibt, bei der deutlich mehr Aktionsfelder vorhanden sind.


Unendliche Möglichkeiten und der Blick

fürs große Ganze

Die Spielmöglichkeiten sind schier grenzenlos und es wird eine Vielzahl an Partien benötigen, bis ihr überhaupt die zahlreichen Möglichkeiten ausgetestet habt was dazu führt, dass der Widerspielwert immens hoch ist.


Anhaltspunkte für die eigene Taktik können die Metropole sowie die beiden angelegten Orte sein, die jeder Spieler zu Beginn der Partie erhält. Die Metropole gibt dem Spieler am Spielende Siegpunkte für die Erfüllung einer bestimmten Voraussetzung. So erhält man zum Beispiel Punkte für eine bestimmte Anzahl an Städten. Die Stadtplättchen bieten einen Einmaleffekt und Siegpunkte während jeder Produktionsphase. Voraussetzung hier ist natürlich immer, dass alles mit dem eigenen Netzwerk verbunden ist.


Auch der Bau des Netzwerks kann auf die unterschiedlichsten Arten erfolgen. Es gibt mehr Stadtpunkte am Ende für Städte mit den drei Gebäudetypen. Aber während des Spiels erzeugen Städte mit zwei aufgewerteten Gebäudetypen eben deutlich mehr Ressourcen, was euch im Rahmen des Spiels eben Vorteile oder auch schon Siegpunkte einbringt. Ihr habt hier wirklich die Qual der Wahl, was unendlichen Spaß garantiert.

Des Weiteren gibt es die Spezialkarten, die für gehörige Punkte sorgen und ein Einstellen der Taktik dahingehend bedeutet, dass auf die jeweiligen Ressourcen gespielt wird, die dann am Ende der Partie die Punkte bringen.


Eine weitere Option, die wahlweise ins Spiel kommt, sind die Regierungsaufträge, die nichts anderes als kleine Zwischenziele sind, die es zu erfüllen gilt, um ein paar Siegpunkte zu erreichen.


Und selbst wenn ihr denn meint eure Taktik gefunden zu haben, kann die Kartenvergabe einen Strich durch die Rechnung machen. Denn aufgrund der Vielzahl der Karten werdet ihr nie die gleichen Karten erhalten und seid gezwungen, eure Taktik auf eure Karten einzustellen. Hier ist natürlich auch der Glücksfaktor vorhanden, da man eben nicht weiß, welche Karte nun gezogen wird.


Auch für Solo-Spieler ein absolutes must

have

Der Solo-Mechanismus funktioniert einfach aber sehr gut.


Es wird quasi ein Mitspieler dadurch dargestellt, dass immer drei Felder durch Einsatzplättchen gesperrt sind. Nach jeder Runde werden diese im ein Feld weiter nach vorne gerückt. Diese gesperrten Felder müssen immer im Auge behalten werden und sorgen für einen sehr hohen Taktikfaktor. Ein viertes gesperrtes Feld kommt hinzu, wenn man in der eigenen Runde nicht auf der Staatenbundleiste vorangekommen ist.


Ziel sind 7 Städte und 100 Siegpunkte auf der Habenseite. Ein sehr ambitioniertes- aber wohl nicht unerreichbares Ziel. Der weitere Spielablauf unterscheidet sich nicht von einem Spiel mit mehreren Personen.


Wenn man gerne solo spielt, dann handelt es sich bei „Underwater Cities“ um einen absoluten Pflichtkauf.


Die Schlusswertung – ein kleiner Kritikpunkt

Abgerechnet wird am Ende. Dieser Slogan gilt für „Underwater Cities“ wie für kaum ein anderes Brettspiel.


Während der Partie werden zwar auch ein paar Punkte verteilt aber der großen Batzen kommt zum Schluss. Dies bedeutet, dass ihr während der ganzen Partie auch das Board des Gegners im Auge behalten müsst. Denn es kann gut sein, dass ein Spieler im Rahmen der Partie kaum punktet und dann zum Schluss an euch vorbeizieht. Das Problem hier ist, dass es sehr schwer fällt zu überschlagen, wie viele Punkte der Kontrahent denn zum Ende ungefähr haben wird. Dieser Punkt wird bestimmt nicht allen Spielern gefallen und für Kritik sorgen, da es so recht schwer fällt zu erkennen, wie groß die Chancen auf den Siegt denn nun stehen – die große Überraschung kommt zum Schluss des Spiels.


Fazit

Was ein tolles Spiel - „Underwater Cities“ überzeugt (fast) komplett. Ich habe lediglich Kleinigkeiten zu bemängeln. Wesentlichster Kritikpunkt ist die Punktevergabe, die recht unübersichtlich ist und während des Spiels kaum erahnen lässt, welcher Spieler denn nun das Rennen machen wird.


Des Weiteren könnten die Spielertableaus auf dickerer Pappe gedruckt sein.


Ansonsten ist es ein Spiel, welches einfach nur genial ist. Der klasse Mechanismus bringt das Leben ins Spiel. Es handelt sich um eine Kombination aus klassischem Workerplacement mit Kartenmanagement. Kennerspieler kommen hier voll auf ihre Kosten und werden auch zahlreiche Partien benötigen, um alle Wege auszuleuchten.

In den Zeiten der Klimakrise könnte das Thema auch kaum aktueller sein und ist thematisch sensationell umgesetzt.


Insgesamt ist „Underwater Cities“ eines meiner Highlights des Spielejahres 2019 und ein Anwärter auf mein persönliches Spiel des Jahres. Gratulation an Delicious Games für diesen sensationellen Einstieg in den Spielemarkt!

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