Brew
„Brew“, von Pandasaurus Games, ist vom Kern her eine Dice-Placement-Spiel für 2 bis 4 Spieler ab 10 Jahren von Steve Torres. Bei Skellig Games wird das Spiel jetzt komplett auf Deutsch erscheinen.
Die Zeit ist aus den Fugen geraten. Wir schlüpfen in die Rolle von sogenannten Waldmystikern und versuchen nun die Waldkreaturen zu zähmen und Kontrolle über die Wälder zu erlangen, um die Balance wiederherstellen, damit alle Jahreszeiten wieder gewohnt existieren und Tag und Nacht wieder ihren Rhythmus finden.
Ein Blick in die Spieleschachtel
Das Spielmaterial ist klasse. Sämtliches Pappmaterial weist eine ordentliche Dicke auf und die zahlreichen Karten fühlen sich wirklich gut an. Die optische Gestaltung bzw. die Illustrationen werden wohl nicht jedermanns Geschmack sein. Es wird ein comichafter ja fast schon mangaartiger Stil verwendet. Ich hoffe, dass sich dadurch niemand abschrecken lässt. Mir persönlich gefällt dieser Stil sehr gut und diese Gestaltung passt zum Spiel.
Die Anleitung ist sehr verständlich geschrieben und Fragen bleiben keine offen. Allerdings muss man diese schon einmal gut „durcharbeiten“, um die Regeln zu verstehen.
Das Spielsystem
Das Spielsystem an sich ist recht einfach gehalten, bietet aber eine Fülle an Möglichkeiten. Vor dem Spielen müsst ihr euch zunächst entscheiden, ob ihr mit oder ohne Charakterfähigkeiten spielen wollt. Die Fähigkeiten der einzelnen Helden sind gut austariert. Aus meiner Sicht wirkt sich diese Entscheidung nicht auf den Spielspaß aus. Die Fähigkeiten machen es noch etwas unberechenbarer und man muss immer die Fähigkeiten der Gegenspieler beachten, um nicht plötzlich überrascht zu werden. Gerade dann, wenn es um die Mehrheiten in den Wäldern geht.
Der anschließende Aufbau geht schnell von der Hand. Die Regelerklärung nimmt ca. 20 Minuten in Anspruch. Anschließend sind dann auch Neulinge schnell im Geschehen drin.
Bevor wir mit einem Überblick starten, möchte ich euch kurz was zu den Würfeln erzählen. Jeder Spieler verfügt über 4 Würfel in seiner Spielerfarbe (Sammelwürfel) und über 2 weiße Elementwürfel. Würfel könnt ihr entweder in einem der Wälder oder auf dem Dorfplan einsetzen. Das Einsetzen der Würfel ist an ein paar Regeln gebunden. Durch bestimmte Effekte könnt ihr diese außer Kraft setzen.
Grundsätzlich gelten erst einmal folgende Regeln. Sammelwürfel dürft ihr nur auf einem Feld mit passendem Sammelsymbol oder im Dorf auf den Feldern mit der Kennzeichnung „Alle Würfel“ einsetzen. Elementwürfel (Wasser, Feuer und Wind) hingegen dürft ihr auf jedes Feld mit einem Sammelsymbol, auf Felder mit der Kennzeichnung „Alle Würfel“ oder im Dorf auf einem Feld mit passendem Elementsymbol einsetzen. Elementwürfel besitzen außerdem noch eine mächtige Macht die ihr nutzen könnt, wenn ihr den Würfel im Wald einsetzt. So könnt ihr durch das Element Wasser +2 der entsprechenden Zutat sammeln, einen Feuerwürfel könnt ihr auf einen anderen Würfel setzen, der dann nicht mehr bei der Kontrolle über die Beanspruchung des Waldes zählt und den „Wind-Würfel“ dürft ihr auf einem Feld einsetzen, wo bereits ein Sammelwürfel von euch liegt, den ihr dadurch zurückerhaltet.
Wesentlich beim Einsatz der Würfel ist auch noch zu beachten, dass eigene Sammelwürfel für die Beanspruchung von Wäldern zählen, wohingegen Elementwürfel, egal welcher Spieler sie setzt, gegen die Anzahl der eigenen Würfel bei der Waldkontrolle gezählt werden. Ich komme auf die Beanspruchung noch gesondert zu sprechen.
„Brew“ wird über 4 Runden, 2 Runden bei Tag und 2 Runden bei Nacht, gespielt. Bei Tag und Nacht stehen euch im Dorf unterschiedliche Aktionen zur Verfügung. In seinem eigenen Zug muss man einen seiner Würfel aus dem Vorrat einsetzen und darf einen Trank brauen sowie einen Trank trinken. Die Reihenfolge der Durchführung ist dem Spieler überlassen.
So setzt ihr nun nacheinander immer einen Würfel ein. Auf den Sammelfeldern im Wald nehmt ihr euch nach dem Einsetzen dann entweder die passende Zutat (Kraut, Pilz oder Kristall) oder trainiert eine Kreatur auf Feldern mit einem Kreaturen-Symbol. Auf die Kreaturen komme ich später noch einmal zurück.
Setzt ihr einen Würfel in das Dorf, so führt ihr den entsprechenden Effekt aus.
Des Weiteren könnt ihr noch einen Trank brauen und einen Trank aus eurer Hand trinken. Tränke bieten euch einen Einmal-Effekt und sind am Spielende Siegpunkte wert. Sie sind ein absolut wesentliches Element des Spiels, denn die Effekte können mitunter spielentscheidend sein. So könnt ihr durch Tränke, zum Beispiel, Würfel erneut werfen oder auf eine andere Seite drehen, Sammelwürfel tauschen oder Würfel entfernen. Setzt auf Tränke und setzt diese gut ein.
Die Runde endet, wenn kein Spieler mehr über einen Würfel verfügt. Nun wird geschaut, welcher Spieler welchen Wald kontrolliert und diesen dann für sich beanspruchen darf. Wälder zählen zum einen Siegpunkte und zum anderen kann man in diesen noch seine Kreaturen freilassen, was die Siegpunkte für die Kreaturen erhöht.
Um einen Wald zu kontrollieren muss ein Spieler mehr Sammelwürfel im Wald haben als jeder einzelne andere Spieler und gleichzeitig mehr Sammelwürfel als die Gesamtzahl der im entsprechenden Wald eingesetzten Elementwürfel. Anschließend darf er den Wald in seinen Besitz nehmen.
Nun könnt ihr noch „Ende der Runden“-Kräfte eurer Kreaturen nutzen. Hierfür nehmt ihr noch eure eigenen Sammelwürfel sowie 2 Elementwürfel zurück, dreht den Dorfplan um, deckt neue Wälder auf und gebt den Startspieler-Marker weiter. Nach der 4. Runde endet das Spiel und es findet die Schlusswertung statt.
Zu euren bereits gesammelten Punkten addiert ihr nun noch die Punkte für gebraute Tränke, beanspruchte Wälder, Kreaturen und für die übriggebliebenen Zutaten.
Die Kreaturen
Neben den Tränken sind die Kreaturen ein zentrales Spielelement. Ihr dürft drei bzw. durch die Eigenschaft eines Charakters 4 trainierte Kreaturen gleichzeitig haben. Das bedeutet, dass ihr deren Eigenschaften nutzen könnt. Wenn ihr darüber hinaus eine Kreatur trainieren möchtet, müsst ihr zunächst eine Kreatur auf die „Freigelassen“-Seite eures Spielertableaus legen. Einmal freigelassen, könnt ihr die Spezialkraft der Kreatur in diesem Spiel nicht mehr nutzen. Am Spielende erhaltet ihr aber Siegpunkte für jede Kreatur in eurem Besitz.
Von entscheidender Bedeutung sind die Spezialfähigkeiten der Kreaturen. Es gibt 4 unterschiedliche Kreaturen-Typen. Sommer-, Herbst, Winter- und Frühlingskreaturen.
Mit ihrer Hilfe könnt ihr, zum Beispiel, zusätzliche Zutaten oder Beeren erhalten, Würfel versetzen oder Siegpunkte generieren.
Zum Spielende könnt ihr freigelassene Kreaturen noch in eure Wälder setzen. Dadurch erhöhen sich die Siegpunkte. In jedem Wald darf allerdings nur eine Kreatur leben und zudem möchten Kreaturen auch immer nur im Wald leben, der ihrer Art entspricht. Dies ist ein Element, welches ihr bei der Auswahl der Wälder bzw. der Kreaturen beachten solltet. Immer gut sind daher Wälder, die für 2 Jahreszeiten gelten.
Die optimale Spielerzahl
Konzipiert ist das Spiel für 2 bis 4 Personen. Durch die, je nach Spielerzahl, unterschiedliche Anzahl an aufgedeckten Wäldern macht das Spiel in jeder Konstellation großen Spaß. Dies sorgt nämlich dafür, dass es auch im Spiel mit nur 2 Personen voll in den Wäldern wird und es auch hier zum Konkurrenzkampf um die Vorherrschaft kommt.
Ich persönlich spiele es mit 2 Personen genauso gerne wie in Vollbesetzung.
Fazit
„Brew“ ist ein Spiel, welches einige Spielmechanismen geschickt miteinander verbindet. Im Kern handelt es sich um ein Dice-Placement-Spiel. Durch die Wälder kommen Area-Control-Elemente hinzu und durch Tränke und Kreaturen entwickelt sich das Spiel noch zu einem kleinen Engine-Builder. Des Weiteren ist es natürlich auch Ressourcen-Management.
Diese Kombination gepaart mit der immer unterschiedlichen Kartenauslage und den Effekten dieser Karten sowie den Charaktereigenschaften macht „Brew“ zu einem abwechslungsreichen aber auch recht anspruchsvollem Spiel, welches außerdem viele unterschiedliche Möglichkeiten und Taktiken bietet. Um hier nicht überfordert zu werden, sollte ein wenig Spielerfahrung vorhanden sein.
Wenn man das Spielgeschehen und die Möglichkeiten dann überblickt, wird man mit einem intensiven Spielerlebnis belohnt.
„Brew“ ist ein echtes „Interaktions-Monster“. Jede Handlung eines Spielers hat unmittelbaren Einfluss auf die Handlungen der anderen Spieler und das führt dazu, dass sich der eigene Zug auch nicht komplett vorausplanen lässt. Es gilt immer auch die Züge der Konkurrenten zu beobachten und deren Absichten zu erahnen. Dazu kommen natürlich auch die Tränke. Hier wird es dann richtig wild sobald die Spieler mehrere Tränke gebraut haben, denn dann weiß wohl niemand mehr genau, was die anderen Spieler auf ihrer Hand haben und das sorgt dann für Überraschungen, wenn sich eine sicher geglaubte Mehrheit dann doch noch verschiebt. Es ist hier definitiv eine Menge am Spieltisch los! Doch Vorsicht beim Spiel mit friedliebenden Menschen. Bei „Brew“ muss man auch mal fies spielen und dann muss man einstecken können. Wer das nicht kann, der lässt lieber die Finger von diesem Spiel.
Weiter positiv ist es, dass Spannung in jeder Runde bis zum letzten Würfel garantiert ist und es dann oftmals dazu kommt, dass dieser letzte Würfel noch einmal die Machtverhältnisse auf den Waldkarten ändert. Seid euch nie sicher. Wenn man nicht zwanghaft einen Elementarwürfel auf einem Feld im Dorf einsetzen will hat es sich in meinen Partien gezeigt, dass es meistens von Vorteil war, zunächst im Wald zu sammeln und die Elementarwürfel zu verwahren, um deren Effekte noch nutzen zu können. Dieser Faktor macht das Spiel ganz stark.
Wie ihr bestimmt erkennt, muss man bei „Brew“ ein wenig planen und über seine Züge nachdenken. Die auf der Spieleschachtel angegebenen 90 Minuten sind durchaus realistisch. Wenn man einen extremen Grübler am Tisch sitzen hat, kann es auch mal länger dauern.
Insgesamt erhält „Brew“ eine ganz klare Empfehlung.
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