Die Weiße Burg
„Die Weiße Burg“, von Devir und als deutsche Version bei Kosmos erschienen, ist ein Dice-Placement-Spiel für 1 bis 4 Spieler von Sheila Santos und Israel Cendrero.
Wir repräsentieren Familien in Japan im Jahre 1761 und wetteifern um die Gunst des Fürsten.
Ein Blick in die Spieleschachtel
Das Spiel kommt in einer recht kleinen aber schweren Schachtel daher. Packt man dann das Material aus fragt man sich unweigerlich, wie man das alles denn wieder in die Schachtel zurückbekommen soll. Mit ein klein wenig Mühe gelingt das allerdings tatsächlich am Ende des Spiels wieder. Die Schachtel ist vollgepackt mit Spielmaterial. So finden wir zahlreiche Karten, viele Würfel, eine Menge Plättchen, ganz viel tolles Material aus Holz, Spielertableaus aus dicker Pappe und noch mehr. Und das alles hat eine erstklassige Qualität. Dazu noch einen wundervollen Spielplan, der mehrfach gefaltet ist, damit er überhaupt in die Verpackung passt.
Die Anleitung ist perfekt geschrieben und zahlreiche Bilder sowie Beispiele sorgen dafür, dass es keine Verständnisprobleme gibt. Nach einmaligen Lesen kann man bereits problemlos in das Spie einsteigen.
Das Spielsystem
Das Spielsystem ist eingängig und schnell verstanden. Auch eine Regelerklärung nimmt nicht viel Zeit in Anspruch. Aufgrund der ganzen Variabilität dauert der Aufbau ein klein wenig. Sortiert daher nach dem Spiel immer das Material.
Werfen wir gemeinsam einen Blick auf grundlegende Spielprinzipien bzw. Mechaniken.
Es gibt Würfel in drei unterschiedlichen Farben, die jeweils auf der farblich passenden Brücke, in aufsteigender Reihenfolge von links nach rechts, platziert werden. Zur Verfügung stehen immer nur die Würfel, die sich an einem der beiden Enden einer Brücke befinden. Wird ein Würfel genommen, wird der Würfel, der dem freigewordenen Platz am nächsten liegt, auf diesen Platz gelegt und steht damit in der nächsten Runde zur Verfügung. Wenn kein Würfel mehr in der Brückenmitte liegt, bleibt der Platz unbesetzt.
Der aktive Spieler nimmt nun einen Würfel und platziert ihn auf einem Würfelfeld auf dem Spielbrett oder dem persönlichen Tableau. Hier gibt es 4 unterschiedliche Bereiche, die wir uns gleich anschauen werden. Jedes Würfelfeld zeigt einen Wert. Ist der Wert des eingesetzten Würfels höher erhaltet ihr die Differenz in Münzen – andernfalls müsst ihr diese bezahlen. Zu beachten ist immer die Würfelfarbe die bestimmt, welche Aktion ausgeführt werden darf. Im Spiel ab 3 Personen darf auf einen Würfel noch ein anderer Würfel gesetzt werden. Habt ihr euch für den Würfel der linken Brückenseite entschieden, so erhaltet ihr nun den Laternen-Bonus, auf den wir gleich noch zu sprechen kommen. Anschließend werden alle Aktionen des Feldes ausgeführt.
Schauen wir uns nun die 4 unterschiedlichen Bereiche ein. Auf dem Spielbrett gibt es den Brunnen, die Burg und den Bereich außerhalb der Mauern.
Der Brunnen ist so eine Art Joker-Feld. Der Wert hier beträgt immer 1 und es dürfen beliebig viele Würfel auf dem Brunnen platziert werden. Ihr erhaltet hier immer ein Siegel und noch zwei weitere Boni, die sich nach den gezogenen Würfel-Plättchen richten.
In der Burg gibt es 5 unterschiedliche Räume mit jeweils einem Würfelfeld. Die farbigen Würfel-Plättchen sind dabei einer Aktion auf der danebenliegenden Karte zugeordnet. So erhaltet ihr, zum Beispiel, Ressource, Geld oder rückt euren Einfluss-Marker vor.
Außerhalb der Mauern gibt es zwei Würfel-Felder, die keiner bestimmten Farbe zugeordnet sind. Diese Felder ermöglichen euch die Durchführung der Aktionen Garten, Burg und Übungsplatz, die wir uns gleich ganz kurz zusammen anschauen wollen. Durch diese Aktionen setzt ihr eure Krieger, Höflinge und Gärtner ein. Ihr müsst immer die Figur der entsprechenden Kategorie nehmen, die sich auf eurem Tableau am weitesten links befindet.
Auf dem Übungsplatz setzt ihr Krieger ein und ihr benötigt für die Aktion Eisen. Neben einem Effekt bringen Krieger am Ende Siegpunkte. Wie viele das sind hängt mit der Anzahl an Höflingen zusammen, die ihr in der Burg einsetzt.
Für das Einsetzen in der Burg benötigt ihr eine Menge Perlmutt. Zunächst könnt ihr um eine Audienz bitten und dadurch einen Höfling an das Burgtor platzieren, was 2 Geld kostet. Ich persönlich würde dies immer tun, da auch diese Höflinge Siegpunkte bringen und auf dem Tableau keinen Zweck erfüllen.
Anschließend könnt ihr in der Burg, um 1 oder 2 Ebenen, aufsteigen. Dies kostet 2 oder 5 Perlmutt. Beendet ihr eure Bewegung dabei auf Ebene 1 oder 2 nehmt ihr euch die Karte, führt eine der hell hinterlegten Aktionen durch und platziert diese Karte auf eurem Tableau. Die Karte, die bis dato auf dem Tableau lag, dreht ihr um und legt sie in den Laternen-Bereich. Erreicht euer Höfling die dritte Ebene erhaltet ihr euren Laternen-Bonus und wählt ein beliebiges freies Feld der drei zur Verfügung stehenden Felder auf der Karte und erhaltet den darauf abgebildeten Bonus.
Dann gibt es noch den Garten. Diese Aktion kostet uns Nahrung. Neben Siegpunkten zum Spielende bringt uns diese Aktion noch eine sofortige Aktion und ggfs. noch Aktionen falls am Ende von Runden 1 oder 2 noch mindestens ein Würfel auf der zur Garten-Aktion gehörenden Brücke liegt.
Werfen wir nun noch einen Blick auf das Familien-Tableau, auf dem es 3 Einsatzfelder gibt. Setzt ihr hier einen Würfel ein erhaltet ihr alle sichtbaren (also bereits freigespielten) Boni der entsprechenden Reihe sowie die zugehörige Karten-Aktion.
Oft haben wir jetzt den Begriff Laternen-Bonus gehört. Auch diesen möchte ich kurz erklären. Der Bonus ist von den Symbolen der Karten abhängig, die ihr in den rechts-unteren Bereich eures Tableaus platziert. Ist dieser zu Beginn des Spiels noch sehr gering, so wird der Bonus im Spielverlauf immer attraktiver, da ihr ja jedes Mal eine neue Karte erhaltet, wenn ihr einen Höfling in der Burg aufsteigen lasst.
Eine Runde endet, nachdem jeder Spieler dreimal am Zug gewesen ist. Keine Sorge, dass ihr hier zählen müsst. Jeder war nämlich dreimal am Zug, wenn auf der Brücke nur noch 3 Würfel liegen. Nach der dritten Runde endet dann das Spiel.
Die optimale Spielerzahl
Konzipiert ist das Spiel für 1 bis 4 Spieler. Auf den Solo-Modus gehe ich im Anschluss gesondert ein.
Im Spiel mit 1 oder 2 Personen werden einige Karten der Burgebenen nicht verwendet. Des Weiteren dürfen Würfel in dieser Teilnehmerzahl nicht gestapelt werden. Die wesentlichste Anpassung in Bezug auf die Spielerzahl sind natürlich die zur Verfügung stehenden Würfel. Weitere Anpassungen werden nicht vorgenommen.
Der Spielspaß ist vollkommen unabhängig von der Teilnehmerzahl. Persönlich finde ich allerdings, dass es mit 4 Personen ein wenig zu „voll auf dem Spielbrett wird, da auf einem Würfel eben nur ein weiterer Würfel platziert werden kann. Das macht die ganze Sache dann ein wenig komplizierter. Sind alle Spieler regelkundig dauert auch ein Spiel in Vollbesetzung maximal 60 Minuten.
Auch an die Solo-Spieler wurde gedacht. Für diesen liegen dem Spiel 9 Solo-Karten bei. Der Spielablauf ist super einfach. Ihr deckt einfach die oberste Karte des Solo-Stapels auf und legt diese neben den Stapel. Die oberste Karte des Stapels zeigt eine Brücke und eine Würfelposition. Dies ist der Würfel, den euer Gegner gerne nehmen möchte. Des Weiteren zeigt die Karte noch das Aktionsfeld, auf dem der Würfel platziert werden soll.
Gibt es an der Position keinen Würfel mehr, so deckt ihr diese Karte ebenfalls auf und legt die Karte rechts neben die zuerst aufgedeckte Karte. Dies macht ihr solange, bis die oberste Karte des Stapels einen Würfel zeigt, der genommen werden kann. Dieser Würfel wird nun auf dem entsprechenden Feld platziert. Der Solo-Gegner erhält wie üblich Münzen, muss aber keine bezahlen. Wenn das gewünschte Feld besetzt ist, wird der Würfel auf dem Brunnen platziert.
Nun werden die Aktionen der beiden zuletzt aufgedeckten Karten von links nach rechts und von oben nach unten ausgeführt und anschließend legt ihr alle offenliegenden Karten wieder unter den Solo-Stapel. Kann euer Gegner eine Aktion nicht ausführen erhält er Siegpunkte in Höhe der aktuellen Runde.
Die Durchführung der Aktionen ist super einfach.
Am Ende jeder Runde gibt der Automa noch Münzen aus, um Siegpunkte zu erhalten.
Eine Solo-Runde spielt sich mega flüssig und schnell. Wenn ihr mit den Regeln vertraut seid, dauert ein Spiel allein keine 25 Minuten. Perfekt für zwischendurch und dass auch unter der Woche.
Fazit
Heute muss ich mal ein wenig anders starten, als ihr es normalerweise von mir gewohnt seid. Als ich den Karton nämlich geöffnet habe war ich von der Masse des Materials, welches eine erstklassige Qualität hat, absolut überrascht. Und das alles bekommt ihr zu einem echt günstigen Preis, der so zwischen 30 und 35 € pendelt.
Doch das preiswerteste Spiel bringt nichts, wenn der Spielspaß nicht gegeben ist. Ein Spiel soll Spaß machen und Freude bereiten.. Und das tut „Die Weiße Burg“ in allen Bereichen.
Wir bekommen ein Dice-Placement-Spiel dargeboten, welches zunächst einmal mit einem sehr einfachen Spielsystem überzeugt, indem aber viel Tiefe steckt und welches viele Möglichkeiten bietet, um Punkte zu sammeln. Wie dargelegt stehen euch nur 9 Züge zur Verfügung und dann endet das Spiel. Und diese 9 Züge bringen die grauen Zellen ordentlich in Schwung, da ihr ja aus jedem einzelnen Zug das Maximum herausholen möchtet. So ist es immer das Ziel, Kettenzüge zu machen und wenn das dann gelingt ist es immer ein super klasse Gefühl. Nach dem Spiel wollt ihr dann sofort die nächste Runde starten, denn irgendwas kann man immer besser machen und der Widerspielreiz ist enorm.
Ganz stark macht das Spiel auch die Variabilität. Der Spielaufbau ändert sich jedes Spiel und es ist immer eine andere taktische Herangehensweise nötig.
Insgesamt bin ich absolut geflasht von diesem Spiel. Es macht in jeder Konstellation großen Spaß und landet auch solo, mindestens sogar an einen Abend unter der Woche, auf meinem Tisch. Eine ganz klare Empfehlung.
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