Décorum
„Décorum“, von Floodgate Games, ist ein kooperatives Deduktionsspiel für 2 bis 4 Personen von Charlie Mackin, Harry Mackin und Drew Tenenbaum. In Kürze wird es bei Skellig Games als deutsche Version erscheinen. Vorbestellbar ist es bereits.
Gemeinsam mit unseren Mitbewohnern verfolgen wir das gleiche Ziel. Wir möchten unser Heim so dekorieren, damit wir glücklich und zufrieden darin leben können. Das Problem dabei ist aber, dass jeden Mitbewohner andere Dinge glücklich machen. Wird es uns gelingen, die Wünsche aller zu erfüllen oder müssen wir doch wieder ausziehen?
Ein Blick in die Spieleschachtel
Das Spielmaterial ist wirklich klasse und das Inlay der Schachtel sorgt dafür, dass man alles super verstauen kann. Klasse finde ich auch, dass die einzelnen Karten in separaten Boxen daherkommen und nicht einfach lose einsortiert werden müssen.
Erstklassig ist die Anleitung. Diese ist super strukturiert und es werden alle Fragen beantwortet.
Das Spielsystem
Das Spielsystem ist super einfach und die Regeln sind innerhalb von 5 Minuten erklärt.
Bevor wir uns den Spielablauf anschauen, möchte ich mit euch ein paar grundlegende Dinge durchgehen. Kernelement des Spiels ist euer gemeinsames Heim, welches aus 4 Zimmern, je 2 im Ober- und Untergeschoss, besteht. Mit einem Bild, einer Lampe und einer Kuriosität ist in jedem Zimmer Platz für 3 Objekte. Diese Objekte weisen mit modern, antik, retro und selten, 4 unterschiedliche Stile auf. Sowohl die Objekte als auch die Zimmer können die Farben rot, gelb, grün oder blau haben. Allerdings kommt nicht jeder Objekttyp in jeder Farb- und Stilkombination vor, was das Finden eines gemeinsamen Nenners nicht gerade erleichtert. Neben dem Haus- gibt es noch ein Objekt-Tableau, auf welches die einzelnen Gegenstände platziert werden.
Schauen wir uns als erstes die Regeln für das Spiel mit 2 Personen an. Den Regeln für mehr Personen, werde ich mich anschließend widmen.
Für 2 Personen liegt dem Spiel ein Kartenpack mit 20 Missionen bei, die immer komplexer werden. Zusätzlich gibt es noch 2 Packs, die ihr erst öffnen dürft, wenn ihr ein bestimmtes Szenario erreicht habt, was dem Spiel so einen kleinen Legacy-Effekt verleiht. Der Empfehlung der Anleitung, mit Szenario 1 zu beginnen, solltet ihr folgen, da sich so eine nette Geschichte ergibt.
Jedes Szenario besteht aus einer Aufbaukarte, die euch den Grundaufbau beschreibt und eine kurze Geschichte erzählt. Gem. dieser Karte baut ihr das Haus auf. Des Weiteren erhält jeder Spieler eine Charakterkarte, die ihr geheim halten müsst. Diese Karte gibt euch Vorgabe die es zu erfüllen gilt, damit ihr zufrieden seid. Vorgaben könnten, zum Beispiel, sein, dass sich im Bad eine gelbe Lampe befinden muss oder dass das Erdgeschoss in blau gestrichen sein muss.
Ein Spielzug gliedert sich dann in drei Schritte. Nachdem beide Spieler diese durchgeführt haben, wird der Rundenmarker weitergeschoben.
Zunächst führt ihr eine Aktion durch. Hier stehen euch 5 unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung. Ihr könnt ein Objekt vom Tableau auf einem leeren Feld im Haus platzieren oder aber auch ein Objekt aus dem Haus wieder entfernen und es zurück auf das Tableau legen. Des Weiteren könnt ihr ein Objekt, welches sich bereits im Haus befindet, mit einem Objekt desselben Typs tauschen. Ihr führt dadurch also einen Stil- oder Farbwechsel durch. Außerdem könnt ihr eine Wand streichen indem ihr einfach den entsprechenden Wand-Farbmarker mit einem Marker vom Objekt-Tableau tauscht. Ihr dürft nicht die Farben zweier Räume tauschen. Als letzte Aktion steht euch das Passen zur Verfügung. Diese Aktion dürft ihr aber nur ausführen, wenn ihr alle Bedingungen eurer Charakterkarte erfüllt habt. Ihr seid zu diesem Zeitpunkt also vollkommen zufrieden.
Wenn nach der Aktion einer der beiden Spieler zufrieden ist und der andere dies bestätigt, habt ihr das Spiel gewonnen.
Andernfalls kommentiert nun der Mitspieler die Aktion. Dieses Kommentieren ist das Herzstück des Spiels. Wichtig ist, dass ihr nie eure Bedingungen verraten dürft. Mit dem Kommentar bringt ihr euer Gefallen der Aktion zum Ausdruck und der Mitspieler soll daran erkennen, was ihr denn für Wünsche mit eurem Charakter habt. So kann der Kommentar positiver (z. B. „Ich liebe es!“) , neutraler (z. B. „Das ist mir egal.“) oder negativer (z. B. „Ich hasse es!“) Natur sein. Platziert der Mitspieler, zum Beispiel, eine antike Lampe im Bad, gem. eurer Vorgabe muss dort aber eine moderne Lampe stehen, könnt ihr einen negativen Kommentar oder aber auch einen neutralen Kommentar (z. B. "Damit kann ich arbeiten.") abgeben. Hier sind eurer Kreativität keinerlei Grenzen gesetzt und es gilt natürlich auch, sich "aufeinander einzuspielen".
Anschließend ist dann auch der nächste Spieler am Zug.
Insgesamt gibt es im Spiel dreimal, nach Runden 15, 20 und 25, die Gelegenheit sich gegenseitig das Herz auszuschütten. Hierzu stehen euch 3 Herzmarker zur Verfügung. Nach jeder Nutzung wird einer der Marker umgedreht. Hier dürft ihr euch gegenseitig jeweils 1 Bedingung vorlesen. Der zweite Spieler kann dabei seine Bedingung aufgrund der vorgelesenen Bedingung auswählen.
Sind beide Mitspieler nach 30 Runden noch nicht zufrieden, habt ihr das Spiel verloren.
Seid ihr zu irgendeinem Zeitpunkt vorher zufrieden, habt ihr das Spiel gewonnen. Ihr könnt nun noch einen Punktestand bestimmen, was aus meiner Sicht aber überhaupt keinen Sinn macht. Es gibt 3 Punkte je erfüllter Bedingung und 2 Punkte je übrigem Herzmarker.
Das Spiel mit 3 oder 4 Personen
Für das Spiel mit 3 oder 4 Personen werden die Regeln ein wenig angepasst. Für diese Spieleranzahl liegen dem Spiel 2 Kartendecks - ein Szenario-Deck und ein Deck mit kleineren Bedingungen - bei.
Neben seiner großen Karte erhält jeder Spieler noch 3 kleine Karten, auf denen jeweils noch eine zu erfüllende Bedingung steht. Im Spiel zu dritt werden die kleinen Karten des vierten Spielers auf die drei anderen Spieler aufgeteilt. Achtet unbedingt darauf, wer welche Karte bekommt.
Des Weiteren gibt es Szenarien mit Mitbewohnern. Für diese nutzt ihr die Hausseite für 3 oder 4 Personen.
Der reine Spielablauf ist sehr ähnlich. Das „Herzausschütten“ heißt hier allerdings „Hausbesprechung“ und diese dürft ihr fünfmal durchführen. Im Falle des Spiels mit Mitbewohnern kommt mit dem Mitbewohnertausch eine neue Aktionsmöglichkeit hinzu. Diese Aktionsmöglichkeit ermöglicht es euch, den eigenen Marker vom einen in das andere Schlafzimmer zu verschieben. Sollten sich hier bereits 2 Marker befinden, so müsst ihr einen der beiden in das andere Schlafzimmer verscheuchen. Befindet sich dort nur ein Marker müsst ihr dies nicht, könnt es aber tun.
Im Rahmen der Hausbesprechung teilt ihr zunächst mit, wie ihr euch generell fühlt (z. B.: „Ich glaube wir nähern uns an.“). Anschließend wählt ihr einen der Mitspieler und übergibt diesem eine eurer kleinen Karten. In späteren Hausbesprechungen ist es auch möglich eine seiner kleinen Karten zurückzunehmen und diese einem anderen Mitspieler zu übergeben.
Fazit
Décorum überzeugt mich absolut. Es ist ein besonderes Spiel, welches mit einem klasse Spielsystem punkten kann. Mit gefällt diese Mischung aus kooperativen- und Deduktionselementen. Das Spiel ist einfach auch mal was komplett Anderes und bringt Abwechslung.
Es handelt sich um ein kooperatives Deduktionsspiel bei dem ihr euch die notwendigen Informationen erarbeiten müsst und das erfordert, insbesondere in den späteren Szenarien einiges an Gedankenarbeit. Bei den Aktionen und Kommentaren eurer Mitspieler gilt es richtig gut aufzupassen. Daran müsst ihr „ermitteln“ was diese denn möchten.
Auch wenn das Spiel für bis zu 4 Personen konzipiert ist funktioniert es, aus meiner Sicht, am besten mit 2 Personen, weil man sich hier komplett auf die Aktionen des Mitspielers einlassen kann. Auch wenn 30 Runden zunächst einmal viel klingen schafft man, zumindest meistens, die Szenarien deutlich schneller.
Mit mehr als 2 Personen wird mir das Spiel dann allerdings zu wild. Ich persönlich habe aber auch einfach nicht die Geduld dieses Spiel mit mehr als 2 Personen zu spielen, da es dann schon wirklich in Arbeit ausarten kann und ich vor Erreichen des Ziels meistens schon verzweifelt war und mir sagte, dass es doch einfach nicht zu schaffen ist. Hier passt der Spruch „Viele Köche verderben den Brei“ vortrefflich. Es wird aber auch mit Sicherheit Gruppen geben, die mit 4 Personen perfekt zusammenwohnen können. Ich persönlich ziehe dann lieber aus.
Auch wenn es sich um ein kooperatives Spiel, bei dem nun einmal eigentlich das miteinander sprechen im Vordergrund steht, um die Probleme zu lösen handelt muss euch klar sein, dass die Kommunikation untereinander auf ein Minimum, in Form der positiven, neutralen oder negativen Aussage nach dem Spielzug der Mitspieler, beschränkt ist. Der Deduktionsaspekt steht an dieser Stelle klar im Vordergrund. Anhand der Aktionen und der Kommentare müsst ihr erkennen, was die Bedingungen eurer Mitspieler sind.
Insgesamt ist dies ein tolles Spiel, welches eine klare Empfehlung erhält.
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