Little Factory
„Little Factory“, von iello und bei Huch erschienen, ist ein Kartenspiel für 2 bis 4 Spieler ab 10 Jahren von Shun und Aya Taguchi.
Wir haben nichts als ein paar Münzen und erreichen ein Tal, welches vor Ressourcen überquillt. Nun liegt es an uns zu produzieren, zu verkaufen und zu handeln, um am Ende über die meisten Einflusspunkte zu verfügen.
Ein Blick in die Spieleschachtel
Das Spielmaterial besteht aus 74 Karten, 12 Einflussmarkern und 4 Startgeld-Plättchen. Sämtliche Illustrationen ähneln denen aus „Little Town“. Die Qualität des kompletten Materials ist gut.
Dazu gibt es noch eine verständlich geschriebene Anleitung, die keine Fragen offenlässt. Für Freunde des Solo-Spiels liegt noch ein Blatt mit den Solo-Regeln bei.
Das Spielsystem
Das Spielsystem ist schnell verstanden und auch der Aufbau ist zügig abgeschlossen. Achtet beim Aufbau auf die Anzahl der Level-I-Ressourcenkarten. Je nach Spieleranzahl wird eine unterschiedliche Anzahl zurück in die Schachtel gelegt. Jede Reihe der Ressourcenkarten besteht aus 5 unterschiedlichen Ressourcen. Achtet darauf, dass ihr gleiche Ressourcen überlappend aufeinanderlegt und eine weitere Karte aufdeckt.
Bevor ich auf die grundlegende
Spielmechanik eingehe, möchte ich euch kurz den Aufbau der Karten erklären. Beginnen werde ich mit den Ressourcenkarten. Grundsätzlich ist das Tauschen das zentrale Spielelement. Um Karten der Level II und III zu erhalten, benötigt man Ressourcen des oder der niedrigeren Level. Oben links auf der Karte sind immer das Ressourcensymbol und der Münzwert angegeben. Der Münzwert ist entscheidend für das Handeln. Unten mittig findet ihr die Münzkosten und/oder die Ressourcenkosten der Karte. Wichtig hier ist darauf zu achten, dass ihr eine Ressource nicht abgeben, sondern lediglich vorzeigen müsst, wenn diese in Kartenform bei den Kosten zu sehen ist. Des Weiteren findet ihr in der rechten Ecke noch immer die Angabe über die Häufigkeit der entsprechenden Karte im Spiel.
Generell gilt ein Handkartenlimit von 7 Karten.
Dann gibt es auch noch die Gebäudekarten. Oben auf den Gebäudekarten findet ihr immer einen entsprechenden Effekt, den ihr bei der Gebäudeaktivierung ausführen könnt. Dadurch könnt ihr Ressourcen tauschen und auch Einflusspunkte gewinnen. Des Weiteren sind Gebäude selbst auch Einflusspunkte wert.
Der aktive Spieler durchläuft 4 Phasen. Zunächst könnt ihr Gebäude aktivieren. Anschließend erfolgt die eigentliche Aktion. Jetzt müsst ihr entweder Herstellen oder Handeln.
Beim Herstellen nehmt ihr eine Karte aus der Tischmitte und bezahlt deren Ressourcenkosten. Bei Level-I-Ressourcenkarten gibt es noch die Besonderheit des Symbols des langsamen Herstellens, welches unten links auf der Karte zu finden ist. Ihr dürft bei der Aktion Herstellen eine einzelne Karte herstellen, ohne die Kosten zu bezahlen.
Eine hergestellte Ressourcenkarte nehmt ihr einfach auf die Hand. Eine hergestellte Gebäudekarte legt ihr offen vor euch aus.
Alternativ könnt ihr Handeln. Durch diese Aktion könnt ihr auch mehr als eine Karte aus der Tischmitte erhalten. Beim Handeln sind die Münzkosten entscheidend. So dürft ihr entweder genau eine Karte aus eurer Hand ablegen und euch Karten aus der Tischmitte entsprechend des Münzwerts nehmen. Oder ihr dürft mehrere Karten aus eurer Hand ablegen und euch genau eine Karte aus der Tischmitte nehmen. Dies ist die sogenannte „Einserregel“, die ihr unbedingt beachten müsst.
Hierbei werden Level-I-Ressourcenkarten wieder in die allgemeine Auslage gelegt und stehen den anderen Spielern wieder zur Verfügung. Level II und III Karten werden auf einen Ablagestapel gelegt.
Nun könnt ihr noch einmal entweder die bis dato noch nicht genutzten Gebäude aktivieren oder auch die gerade neu gebauten Gebäude aktivieren.
Anschließend werden die Kartenreihen wieder auf 5 unterschiedliche Ressourcen aufgefüllt. Ist der Nachziehstapel leer, so mischt ihr den Ablagestapel und füllt weiter auf.
Das Spiel endet sofort, wenn sich im Vorrat keine Einflussmarker mehr befinden oder ein Spieler 10 Einflusspunkte oder mehr erreicht.
Die optimale Spielerzahl
Konzipiert ist das Spiel für 1 bis 4 Personen. Auf den Solo-Modus gehe ich später kurz gesondert ein.
Leider muss man sagen, dass das Spiel zu zweit nicht wirklich gut spielbar ist. Der Grund hierfür ist, dass es zu lange dauert bis neue Ressourcen in das Spiel kommen, da der Kartendurchlauf zu gering ist. So nimmt das Spiel nie richtig an Fahrt auf. Manchmal entwickelt sich dadurch ein wirklich ödes Hin- und Hertauschen, bis endlich der Nachziehstapel aufgebraucht ist. Das wird dann schon deutlich besser bei 3 Personen. Der größte Spaßfaktor wird aber eindeutig mit 4 Personen erreicht.
Auch an die Solo-Spieler wurde gedacht. Der Grundmechanismus ist sehr ähnlich dem "normalen" Spiel. Beim Aufbau müsst ihr darauf achten, dass von den Level-III-Ressourcenkarten lediglich 5 ins Spiel kommen, die Level-I-Ressourcenkarten wie beim Spiel zu zweit verwendet verwenden und alle Gebäudekarten ins Spiel kommen.
Ein Spielzug läuft dann den regulären Regeln entsprechend. Vor der Phase "Neue Karten aufdecken" müsst ihr allerdings eine Gebäudekarte aus dem Spiel entfernen - entweder eine der offenliegenden Karten oder die oberste Karte des Nachziehstapels. Anschließend füllt ihr eure Kartenreihen dann normal auf. Das Abwerfen der Gebäudekarte ist der Counter des Spiels. Das Spiel endet nämlich, wenn der Stapel der Gebäudekarten aufgebraucht ist.
Einen tollen Kniff wendet man bei den Level-II-Ressourcenkarten an. Diese können nämlich komplett ausgetauscht werden. Möchte man dies tun, darf man keine Gebäude aktivieren.
Der Solo-Modus ist fordernd, macht aber tatsächlich großen Spaß - deutlich mehr, als das Zwei-Personen-Spiel.
Fazit
„Little Factory“ ist ein Ressourcen-Tausch-Spiel, welches man auch schon mit Kindern spielen kann, um ihnen diesen Mechanismus näher zu bringen. Doch einige Faktoren machen es auch für Vielspieler durchaus interessant.
Das Spielsystem ist sehr einfach. Ich habe Ressourcen und gebe diese ab, um so wertvollere Ressourcen zu erhalten. Ziel dabei ist natürlich der Bau von Gebäuden, um die für den Sieg nötigen Einflusspunkte zu erhalten. Punkten kann das Spiel hier auf jeden Fall durch die Anzahl der Gebäudekarten, die den Widerspielwert enorm erhöhen. Nie werden eben alle Gebäude ins Spiel kommen und je nach Gebäude, sind wieder andere Dinge zu berücksichtigen.
Ein sehr genialer Aspekt bei „Little Factory“ ist der Umgang mit der Mangelwirtschaft. Viele Karten gibt es halt nur ein einziges Mal und man muss schon genau überlegen, was sich denn nun lohnt und was man denn besser jetzt gerade nicht produzieren sollte.
Auch interessant ist der Wettrennfaktor. Man muss immer die Punkte der Gegner im Auge behalten. Gerade zum Ende des Spiels entwickelt sich ein Wettlauf und meistens entscheiden dann ein oder zwei Spielzüge über Sieg oder Niederlage.
Doch neben den positiven Faktoren gibt es auch negative Punkte die dazu führen, dass das Spiel mich nicht komplett abgeholt hat.
Der erste Punkt ist eine direkte Verknüpfung zum gerade dargestellte Wettlauf. Hier finde ich es super unglücklich geregelt das das Spiel sofort endet, wenn die Bedingung erfüllt ist. So hat man, unter Umständen, einen Zug weniger, als der Gegenspieler. Das finde ich absolut unbefriedigend und auch irgendwie überhaupt nicht verständlich. Wir haben es dann auch meistens so gespielt, dass die laufende Runde zumindest noch zu Ende gespielt wurde, damit jeder die gleiche Anzahl an Spielzügen zur Verfügung hat.
Ein weiterer Punkt ist die Spieleranzahl. Mit zwei Spieler kann man das Spiel mal spielen aber wirkliche Spielfreude kommt nicht auf. Das Spiel zieht sich, man muss es wirklich so sagen, wie Kaugummi. Fahrt nimmt es nie auf. Das wird dann mit zunehmender Teilnehmerzahl aber besser. Am besten spielt man das Spiel mit 4 Personen. Wenn alle die Regeln beherrschen, wird man auch eine Spielzeit von 30 Minuten in den seltensten Fällen überschreiten. Diese gilt für alle Spieleranzahlen.
Insgesamt ein Spiel, welches man im Idealfall mit 4 Personen spielen sollte. Dann wird man auf jeden Fall gut unterhalten. Spielt ihr hauptsächlich zu zweit, kann ich leider keine Empfehlung aussprechen.
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