Marco Polo 2 – ein neues Spiel oder „nur“ eine verbesserte andere Version
Marco Polo war- bzw. ist immer noch ein erstklassiges Spiel. Auf dem Tisch liegt nun „Marco Polo 2 – Im Auftrag des Khan“ von Daniele Tascini und Simone Luciani. Das Spiel ist für 2 bis 4 Spieler und bei Hans im Glück erschienen.
Ein Blick in die Spieleschachtel
Das Spielmaterial ist wirklich schön. Neben festem Material bekommen wir eine gute Holzqualität dargeboten. Lediglich das Spielbrett wirkt aufgrund der Illustration etwas unübersichtlich.
Sonderlob erhält die Anleitung. Neueinsteiger finden schnell in das Spiel und für erfahrene Marco Polo Spieler gibt es einen Hinweis, welche Passagen übersprungen werden können. Ebenfalls sehr gelungen ist das beiliegende Beiblatt, welches einen schönen Überblick über die wesentlichen Symbole und die Eigenschaften der Charaktere gibt.
Das Spielsystem
Wer den Vorgänger kennt, der kann fast unmittelbar in das Spiel einsteigen. Doch auch Neueinsteiger können sehr schnell starten.
Das Spiel ist ein klassisches Diceplacementspiel. So verfügt jeder Spieler über 5 eigene Spielerwürfel, die durch schwarze Würfel ergänzt werden können. Zunächst werden die 5 Würfel geworfen und auf die eigene Ablagefläche gelegt. Wie beim Vorgänger gibt es einen Ausgleich, in Form von 1 Kamel oder 1 Geld, für jede Augenzahl unter 15.
Beim Startspieler beginnend, setzt nun
nacheinander jeder Spieler die geforderte Anzahl an Würfeln auf ein Aktionsfeld und jeder führt sofort die entsprechende Aktion aus. Einige Felder erfordern auch die Abgabe eines Würfels mit einer bestimmten Mindestaugenzahl. Die Runde endet, wenn jeder Spieler alle seine Würfel eingesetzt hat.
Bereits besetzte blaue Aktionsfelder (die Grundaktionen) können auch genutzt werden, wenn schon Würfel eines Gegenspielers dort liegen. Hier ist ein Ausgleich in Höhe der eingesetzten Augenzahl zu bezahlen. Verboten ist es allerdings ein Aktionsfeld mit seinen Spielerwürfeln doppelt zu nutzen. Schwarze Würfel, die nicht als Spielerfarbe gelten, können jedoch eingesetzt werden. Braune Aktionsfelder dürfen nicht doppelt besetzt werden.
Im Rahmen der Aktionen geht es schlussendlich darum, die nötigen Ressourcen zur Auftragserfüllung bzw. zum Reisen zu sammeln.
Gespielt wird über 5 Runden. Das hier verwendete System finde ich ebenfalls klasse. So gibt es 18 unterschiedliche Angebotsplättchen (6 à Angebotsfeld) von denen 15 in das Spiel kommen. Auf jedem Plättchen sind „besondere“ Ressourcenangebote für die jeweilige Runde, die man mit Jade erhalten kann. Nach jeder Runde wird das nächste Plättchen aufgedeckt und diese fungieren somit auch als Rundenanzeiger. Durch die Varianz weiß man nie, welches Plättchen wann aufgedeckt wird.
Die Zusatzaktionen
Ergänzen könnt ihr euren Zug durch einige Zusatzaktionen, die ihr vor oder nach dem Einsatz eures Würfels durchführen könnt. So könnt ihr euch, zum Beispiel, durch Abgabe eines Würfels noch Geld oder Ressourcen besorgen, einen Würfel neu werfen oder euch einen schwarzen Würfel kaufen.
Ebenfalls könnt ihr auch Aufträge erfüllen, welche euch natürlich dann die entsprechende Belohnung bringen, die ihr dann in eurem Zug einsetzen könnt. Gleiches gilt auch für die Aufwertung der Gildensigel.
Die Zusatzaktionen machen einen wesentlichen Anteil am Spiel aus.
Die wesentlichen Neuerungen
Bevor ich zu den zwei spielentscheidenden Elementen komme möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass es nun gelungen ist, einen wirklichen Größenunterschied bei den Waren zu erreichen. Die größeren Kamele und anderen Ressourcen sind nun auch größer. Im Vorgängerspiel kam es oftmals zu Verwechslungen, was dazu führte, dass man nicht mehr wusste, ob diese Ressource nun eine einer- oder doch fünfer Ressource ist. Danke dafür.
Die zwei wirklich spielerischen Neuerungen sind die Einführung der Ressource Jade und die Einführung der Gilden.
Jade wird, wie die anderen Ressourcen auch, zur Auftragserfüllung benötigt. Des Weiteren benötigt man Jade für einige Reiserouten und besonders aber für die Besorgung von Ressourcen, was ich sehr gelungen finde. Neben den üblich erhältlichen Ressourcen gibt es nämlich in jeder Runde besondere Warenkarten, die zudem noch als Rundenanzeiger fungieren und durch die Abgabe von Jade erhält man diese Ressourcen.
Sehr interessant sind auch die Gilden, von denen es 4 unterschiedliche gibt. Zunächst erhält man „nur“ das Gildensigel, was für einige Reiserouten ´benötigt wird. Interessant wird es mit der Aufwertung, die als Zusatzaktion durchgeführt werden kann. Oftmals ist ein aufgewertetes Gildensigel Voraussetzung gemäß der eigenen Zielkarten und gibt Siegpunkte bei Spielende. Doch aufgewertete Sigel haben zudem noch den Vorteil, dass sie zusätzliche Boni geben. So gibt zum Beispiel ein Sigel einen zusätzlichen Wappenpunkt (sie auch Wappenwertung) und die anderen Sigel geben einen Bonus bei Rundenbeginn (zum Beispiel 5 Geld).
Beide spielerischen Neuerungen sind eine definitive Aufwertung. Insbesondere die Möglichkeiten mit der Jade auf dem Ressourcenmarkt sind erstklassig.
Die Regionenwertung
Eine wesentliche Änderung gibt es auch im Rahmen der Reisewertung. Im Vorgänger war es, zumindest fast, nicht möglich, seinen Reiseauftrag komplett zu erfüllen.
Zwei Städte sind jeweils einer Region mit speziellem Wappen zugeordnet. Eine Ausnahme macht hier nur Kabul und ist eine eigene Region. Im Rahmen seiner Reise gilt es nun, möglichst viele unterschiedliche Regionen zu bereisen und die Wappen „zu sammeln“, da diese im Rahmen der Wertung dann addiert werden und die Masse der Punkte im Rahmen der Schlusswertung liefern.
Zu Spielbeginn zieht jeder Spieler 3 Wertungskarten und darf davon eine Karte behalten. Die Aufträge beinhalten, in unterschiedlicher Kombination, immer aufgewertete Sigel und/oder Regionensymbole. Gelingt es die Sigel aufzuwerten, so gibt es dafür Siegpunkte. Erreicht man die Städte mit dem entsprechenden Wappen, so gibt es einen zusätzlichen Wappenpunkt am Ende des Spiels, der zu den erreichten Punkten hinzuaddiert wird. Maximal 13+ kann man erreichen und erhält dafür dann 43 Siegpunkte.
In meinen zahlreichen gespielten Partien war es zumeist so, dass wir alle recht nah beieinander lagen und die Regionenwertung dann den Ausschlag zum Sieg gegeben hat. Hier solltet ihr tunlichst darauf achten, dass ihr das erste Sigel aufwertet, da dieses euch auch noch einmal einen Wappenpunkt bringt, der bei uns nicht selten den Ausschlag gegeben hat.
Hier war meine Frau in einer Partie echt erbost, da sie tatsächlich die drei Wertungskarten gezogen hat, die nur einen Wappenpunkt zusätzlich bringen.
Der Startspieler
Startspieler zu sein ist ein elementarer Vorteil. Zum einen kann man jedes blaue Feld besetzen ohne einen Betrag bezahlen zu müssen, weil dieses schon belegt ist und zum anderen und das ist wesentlicher, kann man jedes braune Feld besetzen.
Wie auch schon beim Vorgänger erfolgt die Vergabe des neuen Startspielers aufgrund der Reiseaktion. Hier gilt es folglich auch ein wenig zu taktieren.
Die unterschiedlichen Charaktere
7 unterschiedliche Charaktere, die die Grundregeln abändern bzw. außer Kraft setzen, stehen zur Wahl.
Die Balance zwischen ihnen finde ich ausgesprochen gut. Lediglich Filippo Vitello, der jeden Konterbonus der Mitspieler bekommt nachdem sie diesen erhalten haben, empfinde ich als ein wenig schwach.
Wie ihr die Charakterwahl durchführt ist euch überlassen. Ich habe in meinen Runden, je nach Spieleranzahl, immer eine unterschiedliche Anzahl ausgeteilt, aus der man wählen konnte. Gewisse Charaktere des Vorgängers können auch gut in dieses Spiel integriert werden.
Schön hätte ich es noch gefunden, wenn der Name des jeweiligen Charakters auf der Karte gestanden hätte.
Die optimale Spielerzahl
Konzipiert ist das Spiel für 2 bis 4 Spieler. Spielt man eine Partie mit 2 oder 3 Spielern, erfolgen geringfügige Anpassungen.
In jeder Spieleranzahl hat mir das Spiel gefallen. Mit 4 Spielern kann sich allerdings auch eine recht hohe Downtime einstellen, auf die man sich eben einstellen muss. Mit zwei Spielern muss man eben nicht so oft für ein bereits besetztes Feld bezahlen, was den Geldbeutel enorm schont.
Müsste ich mich entscheiden würde ich sagen, dass ich 3 Spieler als Optimalbesetzung sehe.
Fazit
Marco Polo 2 ist ein super geniales Spiel. Für mich ein klares must have, wenn der Vorgänger noch nicht in der Sammlung ist. Die Frage, die wohl jeder stellen wird ist, ob man denn dieses Spiel braucht, wenn man schon den Vorgänger sein Eigen nennt.
Ich gebe zu, dass ich hier ein wenig zwiegespalten bin. Eine allgemeingültige Aussage kann, aus meiner Sicht, nicht getroffen werden. Das Spielsystem ist identisch und die Neuerungen überschaubar. Aus meiner Sicht machen sie ein erstklassiges Spiel noch ein wenig besser. Gehört man nun zu den Spielern, die den Vorgänger rauf und runter gespielt haben, so kann und sollte man zugreifen. Gehört man allerdings zum Personenkreis, bei denen das Spiel eher selten auf den Tisch kam, so reicht der Vorgänger.
Insgesamt ein erstklassiges Spiel, welches bei uns immer wieder auf den Tisch kommt.
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