New York Crisis
„New York Crisis“, von Juegorama und in der deutschen Version bei Skellig Games erschienen, ist ein kooperatives Spiel für 1 bis 4 Personen von Juan José Martinez.
Es sollte für die Familie Smith ein wundervoller Urlaub werden und der Trip nach New York war, zumindest bis dato, auch ein voller Erfolg. Doch plötzlich fallen Schüsse und ein maskierter Mann wirft eine Pistole zu Mr. Smith. Dann kommt die Polizei und befiehlt Mr. Smith die Hände zu heben. Als noch ein Schuss fäll nutzen die Smiths die Gelegenheit zur Flucht. Sie haben nur eine Chance – sie müssen ihre Unschuld beweisen…
Ein Blick in die Spieleschachtel
Das Spielmaterial geht absolut in Ordnung. Zunächst einmal gilt es, die zahlreichen Papp-Marker zu sortieren. Hier muss man nämlich erst einmal verstehen, welcher Marker denn welcher ist. Es wäre schöner gewesen, wenn bei der Auflistung des Materials die Marker bebildert gewesen wären. Dann gibt es noch Karten (die Polizeikarten liegen dem Spiel in deutscher, englischer und spanischer Sprache bei), die ich zum einen sehr schön illustriert finde und zum anderen ist die Verwendung dieser sehr clever gemacht sowie Standees, Würfel und die Spielertableaus. Die Würfel sind echt toll geworden. Klasse finde ich auch das Spielbrett, welches die einzelne Bezirke von New York zeigt, durch die wir uns bewegen. Die beiden beiliegenden Beutel hätten gerne ein wenig größer sein gedurft, denn in diese kann man, auch mit kleineren Händen, nur recht schwer reingreifen.
Die Anleitung ist ordentlich strukturiert. Allerdings muss man diese schon sehr genau lesen.
Das Spielsystem
Das Spielsystem ist recht schnell verstanden und auch der Aufbau braucht nicht allzu viel Zeit. Ich möchte euch zunächst das Basis-Spiel darlegen. Auf den Unterschied zum Fortgeschrittenen-Modus gehe ich dann gesondert ein.
Zu Beginn des Spiels entscheidet sich jeder Spieler für einen der 7 zur Verfügung stehenden Charaktere. Selbstverständlich könnt ihr euch auch dazu entscheiden jeder mit mehr als einem Charakter zu spielen. Wenn ihr alleine die Unschuld der Familie beweisen wollt, müsst ihr mindestens mit 2 Charakteren spielen.
Die Charaktere unterscheiden sich zum einen in den farblich unterschiedlichen Würfeln, die zur Verfügung stehen und zum anderen verfügt jeder noch über eine Spezialfähigkeit.
Zunächst einmal müssen wir uns die zwei zentralen Leisten des Spiels anschauen. Dies sind der Alert-Track und der Information-Track. Auf dem Information-Track rückt ihr immer dann vor, wenn es euch gelungen ist, einen neuen Informations-Marker einzusammeln. Dieser Track ist auch die Grundlage für das Voranschreiten der Geschichte. Je nach Szenario werden nämlich zu Beginn der Partie Karten unterhalb der Nummern platziert. Diese dürft ihr lesen, sobald ihr die entsprechende Anzahl an Informationen eingesammelt habt.
Dann wäre da noch der Alert-Track. Auf diesem werden zu Spielbeginn noch 2 Polizeiautos platziert. Diese Autos kommen in das Spiel, wenn eure Familie die Gefahrenstufe erreicht hat. Ihr rückt dort vor, wenn ihr Joker-Symbole eurer Würfel nutzt, wenn ihr Informations-Marker aus eurem Beutel platzieren müsst aber dieser leer ist oder, wenn Polizeiautos zu Beginn einer neuen Runde auf einem Feld platziert werden müssen, auf dem sich bereits ein oder mehrere Gegner befinden. Auf diesem Track befindet sich auch der Marker für das Spielende. Erreicht ihr diese Position, habt ihr das Spiel verloren.
Werfen wir jetzt aber endlich einen Blick auf die Würfel, da diese das zentrale Spielelement sind. Mit rot, gelb, blau und grau gibt es 4 unterschiedliche Würfelfarben. Die Würfelfarben stehen quasi für Eigenschaften der Charaktere, in denen sie besonders stark sind. Die darauf abgebildeten Symboliken sind für den Kampf und das Aufsammeln von Informationen sowie Gegenständen wichtig.
Euer Ziel ist es ja, eure Unschuld zu beweisen. Dafür müsst ihr Informationsmarker einsammeln. Es gibt physische-, mentale- und soziale Informationsmarker. Der rote Würfel ist physisch besonders stark, da er drei Symbole mit der Faust aufweist, wohingegen der gelbe Würfel mit drei Symboliken für die soziale Komponente punkten kann. Blau steht für die mentale Fähigkeit und ist durch ein Gehirn-Symbol gekennzeichnet. Der graue Würfel ist eine Art Allrounder und jedes der drei genannten Ergebnisse ist zweimal vorhanden. Im Gegensatz zu den anderen Würfeln weist der graue Würfel aber kein Joker-Symbol auf. Der Joker kann dabei für jedes der drei anderen Symbole eingesetzt werden.
Des Weiteren gibt es noch die Spezialfähigkeiten. Zur Nutzung dieser muss ein Fähigkeitsmarker, von diesen hat jeder Spieler zu Spielbeginn zwei, genutzt werden. Immer wenn eine neue Storykarte aufgedeckt wird, regenerieren alle Charaktere einen dieser Marker.
So ist es, zum Beispiel, möglich, den Würfel einer bestimmten Farbe noch einmal zu werfen, eine zusätzliche Bewegungsaktion durchzuführen oder Wunden zu heilen.
Nun müsst ihr euch natürlich für eine Mission entscheiden. Inklusive des Tutorials liegen dem Spiel 4 Missionen bei. Um die grundlegenden Mechanismen kennenzulernen, solltet ihr mit der Einführungsmission beginnen. Ihr nehmt euch alle Storykarten und lest anschließend den Einführungstext sowie mögliche Spezialregeln im Anleitungsbuch. Anschließend deckt ihr Karte 0 auf und lest den dortigen Text. Auf dieser Karte ist auch angegeben, welche Informationsmarker ihr in den entsprechenden Beutel legen müsst. Die anderen Storykarten legt ihr unter die entsprechende Nummer unter den Information-Track. Ihr dürft diese erst aufdecken, wenn ihr die entsprechende Anzahl an Hinweisen gesammelt habt.
Der grundlegende Ablauf des Spiels ist dann in Phasen gegliedert, die nacheinander abzuarbeiten sind.
Als erstes erfolgt die Polizeiphase. Zunächst einmal nehmen wir alle Polizeiautos vom Spielplan, was natürlich in der ersten Runde noch nicht möglich ist. In dieser stehen die 2 Autos neben dem Alert-Track. Nun ziehen wir, entsprechend der Anzahl an Polizeiautos Karten vom Stapel und legen diese so übereinander, dass bei den unteren Karten immer nur der Ortsname sichtbar ist. Auf allen Orten platzieren wir nun ein Auto. Dabei können nie zwei oder mehr Autos auf einem Feld stehen. Des Weiteren darf kein Wagen auf einem Feld gestellt werden, auf dem sich ein FBI-Marker (wir kommen noch darauf zurück) befindet. In beiden Fällen zieht ihr einfach eine neue Karte. Während der nun folgende Runde können weder Gegner noch wir diesen Ort betreten. Muss ein Auto an einem Ort mit einem oder mehrerer Gegner platziert werden, werden diese vom Spielbrett genommen und der Marker auf dem Alert-Track wird um die entsprechende Anzahl nach vorne geschoben. Erreicht oder Überschreitet der Marker dabei ein Feld mit einem weiteren Auto legt dieses zunächst zur Seite. Dieses neue Fahrzeug wird erst in der nächsten Runde aktiv.
Auf der letzten Karte seht ihr außerdem noch einen Text der ein Ereignis beschreibt, welches diese Runde gilt. Die Ereignisse sind mal positiver und auch mal negativer Natur.
Nun kommt es zur Spielerphase. Die nachfolgenden Schritte müsst ihr vor dem Zug jedes Spielers durchführen.
Zunächst müssen Stadtkarten gezogen werden. Die Anzahl der zu ziehenden Karten ist auf der zuletzt gezogenen Storykarte angegeben. Die Stadtkarten sind dreigeteilt und ihr findet auf diesen bis zu drei Ortsangaben. Wenn eine Ortskarte für den entsprechenden Bereich keine Eintragung aufweist, wird dort nichts platziert. Bis auf bei der zuletzt gezogenen Stadtkarte müsst ihr einen Gegnermarker auf den obersten Ort legen. Bei der letzten Karte kommt ein Gegnermarker auf den ersten Ort, ein Hinweis auf den zweiten Ort und ein Gegenstand auf den dritten Ort. Wenn sich an einem Ort, an dem sich bereits zwei Gegnermarker befinden ein dritter Marker platziert werden soll, entfernt die beiden Marker, erhöht den Alert-Track um zwei Punkte und legt einen FBI-Marker auf dieses Feld. Versucht dieses unbedingt zu vermeiden, denn der Marker bleibt bis zum Ende des Spiels liegen und ihr dürft diesen Ort nicht mehr betreten. Eure einzige Möglichkeit in diesem Fall ist die Nutzung eines Gegenstands. Die Gegenstände werde ich euch gesondert kurz vorstellen. Wenn ihr einen Gegenstand auf einen Ort legen müsst, auf dem sich bereits ein Gegenstand befindet, müsst ihr den alten Gegenstand durch den neuen Gegenstand ersetzen. Informationsmarker hingegen dürfen beliebig viele auf einem Feld liegen.
Anschließend kann der erste Spieler seine Aktionen durchführen. Zunächst einmal werden die zur Verfügung stehenden Würfel geworfen, was keine eigene Aktion darstellt. Steht ihr zu Beginn eures Zuges noch mit anderen Familienmitgliedern auf einem Feld, so erhaltet ihr für jedes Familienmitglied einen grauen Würfel aber maximal 2. Sollten sich zu Beginn eures Zuges die Polizei oder das FBI auf eurem Feld befinden, müsst ihr zunächst eine Aktion dafür ausgeben, um euren Charakter auf ein angrenzendes Feld zu bewegen.
Grundsätzlich stehen mit dem Bewegen und dem erneuten Würfeln nur 2 unterschiedliche Aktionen zur Verfügung. Dabei nutzt das Spiel einen Mechanismus, den man erst einmal verinnerlichen muss. Hat man dies getan, gehen die Züge super schnell und man erkennt die vielen Möglichkeiten. Schauen wir uns aber zunächst die beiden Aktionsmöglichkeiten an.
Bei der Bewegung könnt ihr euren Charakter um 2 Felder bewegen. Die Felder müssen direkt miteinander verbunden sein. Wenn ihr euch an einem Ort mit Gegnern befindet, könnt ihr keine Aktionen durchführen bis ihr Teile eures Würfelergebnisses nutzt, um euch mit den Gegnern umzugehen. Wir kommen in einem gesonderten Part auf die Gegner zu sprechen.
Die zweite Aktion ist das erneute Würfeln. Ihr könnt hierbei eine beliebige Anzahl Würfel, auch bereits genutzte Würfel, noch einmal werfen.
Zwei Punkte machen den Mechanismus nun sehr interessant. Zum einen ist die Nutzung von Würfeln keine eigenständige Aktion und kann außerdem während des Bewegens durchgeführt werden. So könnt ihr eure Würfel dafür nutzen, um Informations-Marker oder Gegenstände einzusammeln. Hierfür werden 2 Würfel benötigt. Bei Gegenständen spielt das Symbol keine Rolle. Wollt ihr hingegen einen Informations-Marker einsammeln, so müsst ihr das entsprechende Symbol zweimal erwürfelt haben. Um also einen blauen Informations-Marker einzusammeln, benötigt ihr 2 Würfel, die das Gehirn-Symbol zeigen. Es ist also mit einer Bewegungsaktion möglich sich auf das angrenzende Feld zu bewegen, dort dann einen Informations-Marker einzusammeln und anschließend seinen Charakter um ein Feld weiterzubewegen. Liegt dort ebenfalls noch ein Gegenstand oder ein Informations-Marker und ihr verfügt noch über die notwendigen Würfel, könnt ihr auch hier noch einsammeln. Verbinden könnt ihr dies außerdem mit der Aktion des erneuten Würfelns. So könnt ihr, zum Beispiel, euren Charakter um ein Feld bewegen, dort einen Marker einsammeln, anschließend alle Würfel noch einmal würfeln, euch auf das angrenzende Feld bewegen und dort erneut eure Würfel nutzen.
Ihr gewinnt das Spiel nur wenn es euch gelingt, die Herausforderung der letzten Storykarte zu erfüllen.
Die Gegner
Unweigerlich werdet ihr auf Gegner treffen, denen ihr euch stellen müsst. Theoretisch könnt ihr diese auch umgehen was allerdings, aufgrund des zu platzierenden FBI-Markers und der Erhöhung des Alert-Tracks, keine gute Idee ist.
Ihr könnt Gegner bekämpfen und dadurch deren Marker zurück in Schachtel legen. Ihr könnt euch, zu Spielbeginn, für einen einfachen oder einen fortgeschrittenen Modus entscheiden. Im einfachen Modus könnt ihr die Marker der Gegner einfach zurücklegen. Im fortgeschrittenen Modus hingegen müsst ihr nach der Bekämpfung den Marker zunächst umdrehen um zu sehen, ob dieser euch angreift. Greift euch der Gegner an, müsst ihr den Gegner-Marker auf eure Charakter-Karte legen. Ihr habt nun bis zum Ende des Zuges Zeit, einen physischen Würfel auszugeben, um diesen temporären Marker zu entfernen. Gelingt euch dies nicht, müsst ihr den temporären Marker durch einen Wundmarker ersetzen. Jeder Wundmarker auf einer Charakterkarte reduziert die Anzahl der zur Verfügung stehenden Würfel um einen. Wunden könnt ihr, durch die Nutzung einer Bewegungs-Aktion, auf einem Feld mit einem Arzt-Symbol, wieder heilen. Um einen Gegner-Marker abzulegen, benötigt ihr zwei Faust-Symbole - bei 2 Gegner werden 3 Fäuste benötigt.
Ihr könnt Felder mit Gegner auch betreten, ohne diese zu bekämpfen. Allerdings dürft ihr dann keine Aktion durchführen bzw. das Feld auch nicht wieder verlassen, ohne euch dem Gegner zu stellen oder diesen zu meiden.
Ihr stellt euch einem Gegner, indem ihr ein Faust-Symbol ausgebt. Dadurch vermeidet ihr Schaden, dürft aber das Feld trotzdem nicht verlassen.
Ihr meidet einen Gegner, indem ihr ein Sozial-Symbol ausgebt. In diesem Fall dürft ihr das Feld auch verlassen.
Die Gegenstände
11 Gegenstände gibt es im Spiel, die euch das Leben stark erleichtern. Bis auf das Bargeld mit dem eine Wunde heilen könnt, einen Gegner vom Spielplan entfernen könnt oder den Alam-Wert um einen Punkt senken könnt und das Polizeifunkgerät durch welches ihr ein Polizeiauto oder einen FBI-Marker auf ein angrenzendes Feld verschieben könnt, dürft ihr die Gegenstände sogar in jeder Runde wiedereinsetzen. Sammelt daher Gegenstände auf alle Fälle ein, wenn ihr an diesen vorbeikommt.
Fazit
New York Crisis ist ein Spiel, welches irgendwie vollkommen unter meinem Radar gelaufen ist. Auch gelesen habe ich nicht wirklich viel darüber. Eigentlich schade, dass die Werbetrommel hier scheinbar nicht so richtig funktioniert hat, da Freunde von kooperativen Spielen mal einen Blick riskieren sollten.
Das Spiel überzeugt mich mit einem wirklich gelungenen Mechanismus, den ich euch ja versucht habe darzulegen. Dieser bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten. Natürlich muss einem das Würfelglück ein wenig hold sein.
Sehr gut gefällt mir außerdem das 80er Jahre Flair des Spiels, welches auch in der Optik zum Ausdruck kommt. Angelehnt an diese Jahre sind auch die Szenarien und an diesen werden Freunde der Filme dieser Zeit große Freude haben. Um nichts zu spoilern habe ich lediglich Fotos zur Tutorial-Mission genutzt. Lasst euch einfach überraschen, was in den anderen Szenarios auf euch wartet.
Wunderbar ist ebenfalls, dass der Spielspaß komplett unabhängig von der Spielerzahl ist. Problemlos könnt ihr auch mit 2 Personen mit 4 Charakteren spielen oder das Spiel aber auch alleine mit 2 Charakteren genießen. Eine Partie dauert dauert ca. 45 bis 60 Minuten.
Jetzt muss man sich natürlich die Frage stellen, ob die beiliegenden 4 Missionen ausreichend sind und langanhaltenden Spielspaß garantieren. Ich gebe zu, dass ich 2 Missionen mehr schon schön gefunden hätte. Dennoch ist es ja mitnichten so, dass man die Missionen einmal spielt und dann alles kennt. Klar, man weiß nun wie die Geschichte sich weiterentwickelt, wenn man die entsprechende Anzahl an Informationen gesammelt hat. Aber wie sagt man so schön: Der Weg ist das Ziel und dieser ist immer anders, da sämtliche Gegner, Polizeiautos, Marker und so weiter immer an anderen Stellen auftauchen und man seine Taktik immer daran anpassen muss. Des Weiteren warten ja auch immer andere Ereignisse auf euch, auf die es zu reagieren gilt.
Mit „The Body Cloners“ ist ja auch bereits eine Erweiterung erhältlich, die ich persönlich noch nicht gespielt habe. Bei Interesse schaut einfach im Shop von Skellig Games oder dem Dealer eures Vertrauens nach.
Insgesamt ein sehr ordentliches Spiel, welches eine Empfehlung für Freunde kooperativer Spiele ist.
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