Orichalkum – Atlantis steht vor dem Untergang
„Orichalkum“, in der deutschen Version bei Pegasus Spiele erschienen, ist ein 4X-Spiel für 2 bis 4 Spieler von Bruno Cathala und Johannes Goupy.
Die alte Prophezeiung ist eingetreten - Atlantis steht vor dem Untergang. Der König sendet die besten Leute aus, um eine neue Heimat zu suchen.
Nun liegt es, als Anführer einer solchen Expedition, an uns, die nahegelegenen Inseln zu erkunden, nutzbar zu machen und von den Kreaturen zu befreien.
Das Überleben der gesamten Zivilisation hängt davon ab.
Ein Blick in die Spieleschachtel
Wie bei Pegasus üblich, bekommen wir sehr schönes Spielmaterial zu einem ordentlichen Preis dargeboten. Die Masse des Materials ist aus dicker Pappe, die mit schönen Illustrationen versehen ist. Dazu gibt es noch klasse Würfel, Holzmeeple, sehr nett designte Orichalkum-Stücke und 2 Beutel.
Die Anleitung ist erstklassig geschrieben und es bleiben keinerlei Fragen offen. Dazu gibt es auch noch ein Übersichtsblatt mit einer Spielübersicht und einer Übersicht über Gebäude und Titanen. Das ist absolut super und sowas würde ich mir für jedes Spiel wünschen. Einmal mit der Anleitung vertraut, reicht zum erneuten Regelstudium nämlich dieses eine Blatt.
Das Spielsystem
Das Spielsystem ist recht einfach, die Regeln schnell erklärt und auch der Aufbau zügig abgeschlossen. Mit dem Spiel kann somit zeitnah begonnen werden.
Das Spiel verläuft über eine unbestimmte Anzahl an Runden. Der aktive Spieler durchläuft 4 (im 2-Personen-Spiel 5) Phasen, die ich euch kurz darstellen möchte.
In der ersten Phase müsst ihr eine der ausliegenden Aktionskarten von der Aktionstafel auswählen. Die ersten zwei Karten sind kostenlos, wohingegen die folgenden Karten mit Hopliten (das sind eure Arbeiter) zu bezahlen sind. Schauen wir uns die Karten kurz genauer an. Auf jeder Karte ist gemäß der Vorgabe immer ein Landschaftselement in der Größe 1, 2 oder 3 zu platzieren. Die Landschaftselemente zeigen immer unterschiedliche Landschaftstypen. Hier gibt es Wüsten, Wälder, Gebirge, Lagunen oder Vulkane. Auf ein Vulkan-Feld müsst ihr noch eine Kreatur platzieren, die aus dem Kreaturen-Beute gezogen wird. Des Weiteren ist rechts unten immer ein Aktionssysmbol zu sehen welches die Aktion anzeigt, die ihr optional in der dritten Phase durchführen dürft.
In der zweiten Phase müsst ihr das entsprechende Landschaftselement dann auf eurer Insel platzieren. Hier sind nur wenige Lege-Regeln zu beachten. So muss das Plättchen immer an einer bereits platzierten Landschaft angrenzen und muss komplett in eure Insel passen. Des Weiteren dürft ihr nichts überbauen.
Mit dem Anlegen der Landschaft können nun 2 Ereignisse auftreten.
So könnt ihr einen Hafen erreichen oder die Aufmerksam eines Titanen auf euch ziehen. Erreicht ihr einen Hafen, erhaltet ihr einfach die aufgedruckten Ressourcen. Auf die Titanen gehe ich in einem gesonderten Abschnitt genauer ein.
Die dritte Phase ist dann optional. In dieser könnt ihr die Aktion eurer Aktionskarte nutzen. 4 unterschiedliche Aktionen gibt es im Spiel.
Die Aktionen Orichalkum produzieren und Hopliten rekrutieren laufen gleich ab. So erhaltet ihr einfach Orichalkum entsprechend der Anzahl eurer Minen oder Hopliten entsprechend der Anzahl eurer Trainingslager.
Eine weitere Aktion ist die Bekämpfung von Monstern, die über Würfeln durchgeführt wird. Grundsätzlich steht euch 1 Würfel zur Verfügung. Durch Abgabe von 1 bis 3 Hopliten könnt ihr die Anzahl der Würfel entsprechend erhöhen. Gebt ihr also 2 Hopliten ab, so stehen euch 3 Würfel zur Verfügung. Ihr wählt nun einfach ein beliebiges Monster und würfelt mit der entsprechenden Anzahl an Würfeln. Zeigt einer der Würfel den Totenkopf, habt ihr den Kampf immer gewonnen. Andernfalls zählt ihr die Augenzahlen zusammen und das Gesamtergebnis muss gleich oder höher der Stärke des Monsters sein. Wenn ihr gewinnt, erhaltet ihr die abgedruckte Belohnung und dürft mit dem nächsten Monster fortfahren. Die besiegten Monster legt ihr in euren Vorrat. Wenn ihr verliert, dürft ihr nicht gegen ein anderes Monster kämpfen. Eure eingesetzten Hopliten verliert ihr im Falle einer Niederlage nicht. Diese verbleiben auf dem Feld des Monsters und stehen euch für den nächsten Kampf erneut zur Verfügung.
Des Weiteren könnt ihr noch Gebäude, Tempel oder Medaillen bauen. Durch den Bau von Tempeln und Medaillen erhaltet ihr sofort Siegpunkte. Für den Bau einer Medaille benötigt ihr 5 Orichalkum, legt diese in den allgemeinen Vorrat zurück, nehmt euch eine Medaille und legt diese oben an eure Insel. Einen Tempel könnt ihr auf 4 aneinander angrenzende Landschaften legen, die allerdings unterschiedlicher Art sein müssen. Ein Vulkan-Feld zählt auch hier als Joker. Ihr platziert dann einfach den Tempel auf eurem Tableau, nehmt euch das Plättchen und legt es an den nächsten freien Slot oberhalb eures Tableaus. Wollt ihr ein Gebäude bauen, wählt ihr eines der zur Verfügung stehenden Gebäude der Bautafel und platziert dieses auf dem entsprechend angezeigten Landschaftsfeld. Leere Vulkan-Felder zählen hierbei als Joker-Feld. Gebäude dürfen nicht auf ein Feld mit einer Kreatur oder angrenzend an einer Kreatur gebaut werden.
Gebäude belohnen euch mit bestimmten Effekten und sind in unterschiedlicher Anzahl vorhanden. So gibt es, zum Beispiel, Minen, die euch Orichalkum bringen, Trainingslager, die euch Hopliten bringen, Belagerungsmaschinen, durch die eine Würfelzahl automatisch als Totenkopf zählt, Torbögen, die euch neben der eigentlichen Belohnung einer Kreatur noch ein Orichalkum bringen oder eine Schmiede, mit der ihr in Phase 4 eine zweite Zusatzaktion durchführen dürft.
Die Gebäude sind ein sehr taktisches Element und ihr müsst eure Spielweise auf die gebauten Gebäude abstimmen.
Auch die vierte Phase ist optional. Gegen Bezahlung dürft ihr eine Zusatzaktion durchführen.
Phase 5 ist dann nur für das 2-Personen-Spiel. Am Ende des Zuges muss man eine Karte von der Aktionstafel entfernen. In meinen 2er-Partien habe ich diese Regel nachher weggelassen, da man dadurch mit andauerndem Karten hin und herschieben beschäftigt ist. Ich sehe auch nicht wirklich einen Sinn in dieser Regel, da der Kartenfluss auch in einem Spiel mit 2 Personen sehr hoch ist.
Nachdem jeder Spieler seinen Aktionen durchgeführt hat werden noch die Gebäude sowie die Aktionskarten aufgefüllt und mit entsprechenden Landschaften bestückt. Die Person mit den meisten Hopliten erhält den Initiative-Marker. Die Person die als letztes an der Reihe ist, erhält als Ausgleich einen Hopliten.
Das Spiel endet sofort, wenn einer der Spieler 5 Siegpunkte hat und sich keine Kreaturen mehr auf seiner Insel befinden.
Die Titanen und deren Aufmerksamkeit
Die Titanen sind ein sehr cooler Kniff in diesem Spiel.
Es gibt 4 Titanen, die jeweils einem Geländetyp zugeordnet sind. Sobald ein Spieler ein Areal aus mindestens 3 aneinander angrenzenden Landschaften der geforderten bildet oder erweitert, erhält er den entsprechenden Titan und platziert diesen an den nächsten freien Slot oberhalb des Tableaus. Dieser ist einen Siegpunkt wert und jeder Titan verfügt über eine spezielle, sehr starke, Eigenschaft. Diese Eigenschaften könnt ihr allerdings nur einmal nutzen, solange der Titan an eurem Board liegt. Nach Nutzung dreht die Karte auf die inaktive Seite. Verliert ihr einen Titanen aber wieder und erhaltet ihn neu, so ist der Titan wieder aktiv. Je nach Titan besiegt ihr automatisch eine Kreatur, erhaltet im Falle der Produktion die doppelte Menge Orichalkum, erhaltet im Falle der Rekrutierung die doppelt Menge Hopliten oder könnt in der Bauen-Aktion gleich 2 Gebäude bauen.
Wichtig ist es, dass man nur einen Titanen besitzen darf. Erhaltet ihr einen neuen, so müsst ihr diesen nehmen und den alten wieder in den allgemeinen Vorrat legen. Einzige Ausnahme ist das Gebäude Oratorium welches euch erlaubt, diese Beschränkung zu umgehen. Dieses Gebäude gibt es zweimal. Besitzt ihr eines der Gebäude dürft ihr 2 Titanen haben und bei zwei Gebäuden eben drei Titanen. Achtung: Dieses Gebäude ist super stark. Holt euch das Gebäude auf jeden Fall, wenn es ausliegt.
Da das Spiel ein Wettlauf-Spiel ist, müsst ihr immer ganz genau auf die Felder der Gegenspieler achten, um den Siegpunkt wieder wegzunehmen.
Die optimale Spieleranzahl
Das Spiel ist konzipiert für 2 bis 4 Personen.
In Bezug auf den Spielspaß macht es keinen Unterschied, ob man denn nun mit 2, 3 oder 4 Personen spielt, da das Spiel recht solitär verläuft und kaum Konfliktpotential mit sich bringt. Maximal hätte man eben manchmal eine Aktionskarte lieber als die anderen. Doch gute Züge sind immer möglich.
Die Spieldauer liegt, je nach Teilnehmerzahl, so zwischen 30 und 50 Minuten. Mehr Spieler erhöhen natürlich die Downtime, die aber niemals unangenehm ist.
Fazit
Orichalkum überzeugt zunächst einmal mit einer sehr schönen Optik, relativ einfachen Regeln und einer Spieldauer die es erlaubt, mal eben schnell eine Partie einzuschieben. Eigentlich recht ungewöhnlich für ein 4X-Spiel.
Schauen wir deshalb einmal kurz, wie viel 4X - also Erforschen, Ausdehnen, Ausbeuten und Vernichten - denn in diesem Spiel steckt. So erforschen wir die Insel, bauen dort Gebäude oder Tempel, um dann Orichalkum abzubauen oder Hopliten zu rekrutieren und vernichten Monster. Das passt schon einmal alles. Gut, normalerweise erfolgt das Vernichten eben in einem direkten Konflikt mit den Gegenspielern, was hier nicht der Fall ist. Der Kampf verläuft über einen Würfelmechanismus, was aufgrund des Zufallsfaktors nicht jedem gefallen wird. Doch durch bestimmte Gebäude und dem Einsatz von Hopliten kann man seinem Glück hier ja auf die Sprünge helfen.
Orichalkum erfindet jetzt das Rad nicht neu, besitzt aber viele eigene und schöne Elemente die dafür sorgen, dass es dieses Spiel schafft über mehrere Partien zu unterhalten. Schnell erkennt man, dass trotz der recht einfachen Regeln ein wenig Gedankenarbeit zu leisten ist. Bis auf die Phase der Bekämpfung von Monstern gibt es nämlich wenig Zufall in diesem Spiel. So gilt es immer genau zu überlegen, welches Karte man denn nun wählen soll. Hier steht man immer in dem Dilemma, dass jede Karte eine bestimmte Aktion ermöglicht und man dann aber auch das entsprechende Landschaftselement nehmen und einbauen muss.
Die Zusatzaktionen sind elementar wichtig und ihr solltet diese auch möglichst nutzen. Orichalkum ist ein Wettlaufspiel und jede Aktion ist wichtig. So solltet ihr euch relativ früh entscheiden, welche Richtung ihr einschlagen wollt. Für diese Entscheidung sind natürlich die zur Verfügung stehenden Gebäude enorm wichtig. Dies führt dazu, dass es wichtig sein kann, Startspieler zu sein.
So ist dieses Spiel also eine Mischung aus 4X, Puzzle und ein wenig Engine-Building. Erfahrene Familienspieler können hier durchaus mal einen Blick riskieren. Gleichzeitig sorgt die Tiefe aber auch dafür, dass Vielspieler gut unterhalten werden.
Insgesamt ein sehr ordentliches Spiel.
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