Riverside
„Riverside“, beim Kobold Spieleverlag erschienen, ist ein Roll&Write Spiel für 1 bis 6 Spieler ab 10 Jahren von Asmund und Eilif Svensson.
Wir befinden uns auf einer Urlaubstour im hohen Norden. Natürlich möchten wir unsere Gäste mit tollen Ausflügen glücklich machen und ihnen spektakuläre Erlebnisse bieten.
Ein Blick in die Spieleschachtel
In der kleinen Schachtel befinden sich ein dicker, doppelseitig bedruckter Spielblock, 6 Bleistifte, das Kapitänsplättchen, 6 Würfel und die 14 Flussplättchen, die nach dem Zusammenlegen unsere Reiseroute darstellen sowie unser Schiff mit Standfuß. Sämtliches Material hat eine klasse Qualität.
Die Anleitung überzeugt und es bleiben keine Fragen offen.
Das Spielsystem
Grundsätzlich ist das Spielsystem von Riverside sehr verständlich. Man benötigt allerdings eine Partie um komplett damit vertraut zu sein, da es sich durchaus um ein etwas komplexeres Spiel dieser Kategorie handelt. Ihr baut die Reiseroute auf und nachdem jeder Spieler ein Spielblatt und seinen Stift erhalten hat, kann es auch schon losgehen.
Ein Spieler wird zum Kapitän ernannt und erhält das Plättchen sowie die Würfel. Seine Aufgabe ist das Werfen und Anordnen der Würfel sowie die Bewegung des Schiffes. Prinzipiell müsste diese Rolle nicht getauscht werden. Wir haben Plättchen und Würfel aber immer reihum weitergegeben.
Zunächst einmal werden alle Würfel geworfen und der grüne Aurora-Würfel wird links oben über das Plättchen gelegt.
Nun erfolgt ein schöner erster Kniff, da wir jetzt mit den 5 weiteren Würfeln die Temperatur bestimmen. Hierzu werden die Würfel, von klein nach groß, nebeneinander angeordnet. Die Augenzahl auf dem Würfel in der Mitte ist der Median und dieser Wert bestimmt die Temperatur. Alle Würfel, die diesen Wert übersteigen werden nach oben neben den Aurora-Würfel in den beheizten Bereich gelegt. Alle anderen Würfel werden unter das Plättchen gelegt. Nun wird das Schiff entlang der Route um den Temperaturwert nach vorne bewegt.
Es können alle Spieler parallel spielen. Alle Würfel bleiben an ihrem Platz und können von allen Spielern genutzt werden.
Jeder Spieler wählt nun einen Würfel – der Aurora-Würfel kann nicht gewählt, aber als zusätzlicher Würfel genutzt werden. Wir kommen gleich zu diesem System. Nehmt ihr einen Würfel aus dem beheizten Bereich so müsst ihr, entsprechend der Augenzahl, Flammen auf dem Spielblatt durchstreifen. Nutzt ihr zusätzlich den Aurora-Würfel, muss dessen Augenzahl addiert werden. Beachtet, dass ihr nur 14 Flammen zur Verfügung habt. Stehen euch keine Flammen mehr zur Verfügung, dürft ihr diese Würfel nicht nutzen.
Nun geht es an die Besetzung der Sitzplätze. Die Farbe des gewählten Würfels bestimmt nun das Ausflugsboot, auf dem ihr die entsprechende Anzahl durchstreichen müsst. Eure Kreuze müsst ihr dabei immer von links nach rechts machen. Allerdings müsst ihr eine Reihe nicht beenden, bevor ihr eine neue Reihe beginnen dürft. Dies ist ein kleines taktisches Element. In jedem Ausflugsboot befinden sich nämlich zwei lilafarbene VIP-Sitzplätze. Habt ihr beide besetzt, schaltet ihr eine Bonus-Aktion frei. Wir kommen nachher auf diese zurück. Habt ihr hingegen eine Reihe komplett besetzt, so dürft ihr das entsprechende Ticket ankreuzen und auch noch Bonusplätze vergeben.
Die Tickets sind elementar wichtig, da diese nämlich ausschlaggebend für die Punkte sind, die ihr bei euren Ausflügen erhaltet. Diese Phase beginnt jetzt. Ihr wählt nun ein Dorf aus, welches in Reichweite für euren Ausflug liegt. Die Ausflugsboote haben eine Reichweite von 3 Feldern und zusätzlich verfügt ihr über drei Extratanks, die eure Reichweite jeweils um 1 erhöhen. Jedes Ausflugsziel weist eine Farbe und einen Wert auf. Eure Punktzahl errechnet sich nun aus dem Wert des Dorfes multipliziert mit der Anzahl an angekreuzten Tickets auf dem Ausflugsboot der entsprechenden Farbe. Außerdem gibt es noch zweifarbige Dörfer. Hier könnt ihr für beide Dörfer Punkte erhalten. Für jede Farbe gibt es drei Eintragungsmöglichkeiten. Beachten müsst ihr, dass euer Ergebnis hierbei immer größer werden muss.
Dies ist die taktische Phase des Spiels. Ihr müsst euch den Spielplan ganz genau anschauen und danach auch eure Würfel wählen, damit euch keine Punkte verloren gehen. Ihr solltet nämlich tunlichst versuchen, jede Farbe mindestens ein- besser zwei- oder sogar dreimal zu werten, da der geringste Gesamtwert eurer Ausflugsboote einer der beiden Faktoren für die Kapitänswertung ist, auf die ich später noch einmal zurückkomme.
Die zwei Dörfer mit Stabkirchen unterscheiden sich ein klein wenig. Hier wird die Anzahl aller angekreuzten Tickets mit dem Wert des Dorfes multipliziert. Diese Werte sind der zweite Faktor für die Kapitänswertung.
Das Spiel endet sofort, wenn auf oder über das Ankerfeld gezogen wird. Achtung: Diese Runde wird nicht mehr zu Ende gespielt!
Die Wertung
Schauen wir uns kurz gemeinsam die Wertung an.
Zunächst einmal erfolgt eine separate Bewertung aller Ausflugsboote. Ihr addiert hier einfach die Summen eurer Ausflugspunkte und die Summe eurer gesammelten Tickets.
Jetzt kommen wir auf die bereits angesprochene Kapitänswertung zu sprechen. Diese setzt sich nämlich aus der Summe der Punkte eurer Ausflüge zu den Dörfern mit Stabskirche und der geringsten Gesamtpunktzahl aller Ausflugsboote zusammen.
Der besondere Clou hier ist, dass der Spieler mit den meisten Punkten 15 Zusatzpunkte erhält, wohingegen dem Spieler mit den wenigsten Punkten 15 Punkte abgezogen werden.
Die VIP-Boni
Durch die Besetzung der 2 VIP-Plätze auf jedem Ausflugsboot werden 5 unterschiedliche Boni freigeschaltet.
Jeden freigeschalteten Bonus könnt ihr allerdings nur ein einziges Mal nutzen. So könnt ihr, zum Beispiel, durch den Bonus „Warme Nacht“ einmal den Aurora-Würfel nutzen, ohne dafür Flammen abstreichen zu müssen, durch das Schnellboot eure Ausflugsreichweite auf 6 Felder erhöhen oder ihr könnt durch Stammgäste euren Würfelwert um 3 erhöhen, ohne Flammen ankreuzen zu müssen.
Die Boni sind eine klasse Sache.
Variante Fernreise
Dem Spiel liegen noch 2 Erweiterungsabschnitte bei.
Wollt ihr diese Variante spielen, mischt ihr diese zu den übrigen Flussabschnitten hinzu und habt dann jeweils 6 anstelle von 5 Abschnitten. Ihr findet auf einem der Abschnitte ein Dorf, in dem ihr bis zu 3 Ausflüge gleichzeitig veranstalten dürft und auf dem anderen fehlt die Nord-Süd-Durchfahrt.
Ich persönlich spiele immer mit dieser Variante. Sie verlängert das Spielvergnügen und insbesondere das Dreier-Dorf bietet noch einmal einen tollen Spielkniff.
Fazit
Riverside ist ein wirklich gutes Roll&Write Spiel, welches sich aufgrund einiger Kniffe von anderen Spielen des Genres angenehm nach oben abhebt. Auch wenn es ein Familienspiel ist, weist es durchaus einen höheren Komplexitätsgrad auf, da einiges bedacht werden muss.
Beim ersten Blick auf das Spielblatt muss man sagen, dass dieses mit seinen vielen Symbolen und Farben überfrachtet und kompliziert aussieht. Doch keine Sorge, da man das System sehr schnell verinnerlicht und nach einer Partie auch verstanden hat und super mit dem Blatt zurechtkommt.
Riverside zeichnet sich durch einige Kniffe aus, die das Spiel zum einen komplexer als andere Genrevertreter machen und zum anderen aber auch dafür sorgen, dass das Spiel aus der Masse positiv heraussticht.
Hier hätten wir den Würfelmechanismus bzw. die Verteilung der Würfel in die beiden Bereiche. Dann verfügt das Spiel über Flussplättchen, die immer anderes zusammengesetzt werden und das sorgt dafür, dass die Verteilung der Dörfer immer unterschiedlich ist. Diese Verteilung muss man sich genau anschauen, denn die dargestellte Kapitänswertung sorgt dafür, dass man nicht immer einfach blind den Würfel nehmen darf, der gerade am besten passt. Man muss sogar oft in den sauren Apfel beißen und einen Würfel nehmen, nur um ein paar Punkte bei der nächsten Dorfwertung machen zu können. Des Weiteren muss man bei der Dorfwertung ganz genau Obacht geben, da die nächste Punktzahl höher sein muss.
Da das Spiel komplett solitär verläuft ist der Spielspaß unabhängig von der Teilnehmerzahl – es macht alleine genauso viel Spaß wie mit 6 Personen. Mit mehreren Personen ist der Konkurrenzkampf allerdings da, weil jeder für seine Gäste erfolgreicher sein möchte als die Konkurrenz. Auf der letzten Seite der Anleitung findet ihr eine Leistungstabelle. Auf dieser könnt ihr eure Leistungsbeurteilung ablesen. Das ist einfach klasse. Eine Partie dauert ca. 20 Minuten und ist folglich super schnell runtergespielt.
Insgesamt ist Riverside ein sehr schönes und durchaus komplexes Würfelspiel, welches ich bedenkenlos allen Fans von Roll&Write Spielen empfehlen kann.
Comments