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Tim Nau

Schwarze Witwen - Corax Games

Schwarze Witwen

Als Dame der Mittelschicht im viktorianischen Britannien tätigst du kluge Investitionen

und strategische Heiraten, um die Aufmerksamkeit des Dukes auf dich zu ziehen. Für dieses Ziel gehst du in diesem makabren Karten-Draftingspiel über Leichen.



Schwarze Witwen von Autorin Sarah Shipp ist bei Corax Games erschienen und richtet sich an 2-6 Spieler im Alter ab 14 Jahren, bei einer Spieldauer von 30min.

 

Ein Spiel um Heirat, Mord und Geld.

 

Ein Blick in die Spieleschachtel

Das Spielmaterial ist gelungen. So beinhaltet die Schachtel 6 verschiedene Damentableaus, 24 Ehemänner, 89 Hauptkarten, 12 Startbauernhöfe und 136 Plättchen (Marker, Spielgeld, Richtungstoken). Der Karton ist wunderschön von Mercedes Palacios illustriert und vollgepackt bis unter den Deckel.



Die Damentableaus sind aus stabiler Pappe und zeigen sowohl eine Legende aller Symbole als auch eine Beschreibung der einzelnen Spielphasen an.

 

Die Anleitung ist sehr verständlich geschrieben und beantwortet alle Fragen. Sie trieft vor Thema und hat an vielen Stellen kleine spannende Geschichten. Auch die Spielertableaus haben zu jeder einzelnen Spielfigur einen kleinen Eintrag parat.

 

Das Spielsystem

Als konkurrierende Damen der Mittelschicht, buhlen die Spielenden um die Gunst von Randolph, Duke of Lonsdale.


Zu Beginn des Spiels steht uns nur ein kleines geerbtes Anwesen zu Verfügung. Unsere Mitgift versuchen wir geschickt zu erhöhen, ohne dabei durch unsere Handlungen zu sehr unter Verruf zu geraten. Denn einen heiratswilligen Ehemann können wir uns nur angeln, indem wir über ausreichende finanzielle Mittel und guten Ruf verfügen. Ist diese Heirat vollzogen schmieden wir bereits an unseren weiteren Plänen. Unseren Ehemann dulden wir gerade so lange, wie wir brauchen um unser Anwesen zu verbessern. Durch Aktionen wie Modernisierung, Vermietung, Wohltätigkeit bis hin zu Affären bereiten wir eine gute Ausgangslage für den Mord an unserem geliebten Ehemann vor. Ist dann noch die passende, nach Möglichkeit subtile Mordwaffe gefunden werden wir uns selbst zur Schwarzen Witwe machen. Dabei erregt eine Dosis Laudanum, oder ein Rasierunfall natürlich deutlich weniger Verdacht als ein brutaler Axthieb.

 

Schauen wir uns nun den eigentlichen Spielablauf kurz gemeinsam an.


Zu Beginn starten wir mit einem kleinen Anwesen, zu welchem zwei Bauernhöfe gehören. Unser anfängliches Startkapital müssen wir direkt investieren, um unseren ersten Ehemann zu bekommen. Danach beginnt der eigentliche Spielablauf der sich in vier wesentliche Phasen unterteilt.

 

1. Kartenphase:

Jeder Spielende zieht 5 Handkarten, entscheidet sich für eine und gibt die restlichen in vorgegebener Richtung des Drafttokens weiter. Dies machen wir sooft bis nur noch zwei Karten zu Auswahl stehen, von denen wir eine behalten und die andere auf den Ablagestapel werfen

2. Investieren:

Die gesammelten Karten werden ausgespielt, wodurch unsere Ländereien wachsen, Wohltätigkeiten, außereheliche Beziehungen und Kapitalanlagen ausgespielt werden. Dies passiert gleichzeitig, bis alle Spieler ihren Zug für beendet erklären

 

3. Heirat, Mord, Nachlass verwalten:

Nun ist es an der Zeit sich unserem Ehemann zuzuwenden. Haben wir die passenden Karten können wir den Mord durchführen. Anschließend verwalten wir seinen Nachlass, welcher für uns eine einmalige aber starke Geldquelle darstellt. Mit ordentlichem Kapital und verbessertem Anwesen, sollte es nun leichter werden einen neuen noch vermögenderen Ehemann zu finden.

 

Wenn wir dies Phase bereits als Witwe starten können wir eine Wiederheirat durchführen oder notfalls mit einem neuen Ehemann durchbrenne. Zweites sollte nur eine Notlösung sein, da diese Handlung unsere Verrufenheit mächtig steigert.

 

4. Haushalt:

Wir müssen unseren Kartenhaushalt ausmisten und dürfen nur mit maximal drei Handkarten in die nächste Runde gehen Danach wird die nächste Runde eingeleitet. Auf diese Art und Weise „morden“ wir uns in immer höhere Kreise des englischen Adels. Die Dame, die es zuerst schafft ein Vermögen von 120 Pfund und eine Verrufenheit von unter 10 zu erlangen, kann den Duke von Longshire heiraten und somit das Spiel gewinnen.


Die optimale Spielerzahl

Das Spiel gibt eine Spieleranzahl von 2 bis 6 Personen an.

 

Ehrlicherweise muss ich sagen, dass mir das Spiel mit 2 Personen keine Freude bereitet, weil der Kartendurchsatz einfach viel zu gering ist was dazu führt, dass mehrere Spielrunden vergehen können, ohne wirklich einen Fortschritt zu erzielen, was frustrierend wirken kann. Für mich persönlich kommt erst ab 3 Spielern, besser 4 oder mehr, Freude auf. Da alle Schritte des Spiels gleichzeitig abgehandelt werden leidet die Spielzeit auch nicht unter einer höheren Anzahl Mitspielenden.

 

Fazit

Schwarze Witwen hat in meiner Runde für viel Gelächter und Heiterkeit gesorgt und das Loswerden unserer Ehemänner war ein „Mordspaß“.

 

Das Spiel hat aus meiner Sicht aber ein paar Schwächen. Es ist möglich sich durch falsche Planung komplett ins finanzielle Aus zu schießen. Hier hat das Spiel leider keinerlei verzeihende Hilfsaktion oder Aufholmechaniken parat. Bei einer Spielzeit von 30 Minuten ist das allerdings noch zu verschmerzen.


Der Glücksanteil, welche Karten man beim Draft erhält, spielt ebenfalls eine Rolle. Die Entscheidungen und Möglichkeiten, die ich als Spieler sinnvoll treffen kann, sind doch sehr begrenzt. Die insgesamt 6 wählbaren Damen unterscheiden sich nur durchihre Hintergrundgeschichte und die Spielerfarbe. Ich hätte mir hier verschiedene, thematische passende Fähigkeiten der edlen Damen gewünscht.



Auch der Rundenablauf birgt die Gefahr nach einigen Partien sehr repetitiv zu sein. Bei einem Spiel, welches das Thema so gut transportiert, hätte ich mich über Ereigniskarten, die für unvorhersehbare Wendungen und Abwechslungen sorgen, gefreut. Das Spiel schöpft seine Möglichkeiten daher nicht voll aus.

 

Schwarze Witwen punktet insbesondere durch seine thematische Umsetzung. Die Karten sind wunderschön gestaltet und halten viele Flavor-Texte zum Entdecken bereit. So steht in der Beschreibung der Mordwaffe Schürhaken: „Wer hätte gedacht, dass sich das Feuer wehrt?“  oder das Jagdgewehr: „So ein tragisches Missgeschick. Komm Kleines, wir müssen die Bienen über das plötzliche Ableben deines Vaters informieren“. Insgesamt ist die Dosis aus schwarzem Humor, Heirat, Mord und Geld gut getroffen, sodass man das morbide Thema als Gesellschaftssatire mit einem Lächeln auf den Lippen gut annehmen kann. Die Autoren weisen auch explizit daraufhin das Thema nicht zu ernst zu nehmen, auch wenn das Regelheft einige Passagen aus geschichtlichen Überlieferungen von schwarzen Witwen bereithält.

 

Mir hat das Spiel nach anfänglichen Startschwierigkeiten, dann doch ganz gut gefallen. Gerade wer Lust auf das Thema hat, sollte sich Schwarze Widwen näher ansehen.hema hat, sollte sich Schwarze Witwen näher ansehen.

 

 

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