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Tim Nau

Wilde Serengeti - Kobold Spieleverlag

Wilde Serengeti

„Wilde Serengeti“, in der Spieleschmiede finanziert und beim Kobold Spieleverlag erschienen, ist ein Familienspiel für 1 bis 4 Spieler ab 10 Jahren von Gunho Kim mit Illustrationen von Sophia Kang.

Zur Förderung des Umweltschutzes nehmen wir an einem Fotowettbewerb teil. Unser Ziel ist es, den größten Tierdokumentationsfilm aller Zeiten zu drehen, der Wilde Serengeti heißt. So begeben wir uns in die Serengeti, entdecken Tiere und sammeln tolles Filmmaterial.


Ein Blick in die Spieleschachtel

Ich gebe zu, dass ich bereits hin und weg war, als ich das Cover das erste Mal gesehen habe. Für mich eines der schönsten Brettspiel-Cover. Die Begeisterung setzte sich dann beim Auspacken des Spielmaterials fort. Highlight sind natürlich die vielen tollen und großen Holztiere. Diese Art kenne ich sonst nur von den Haba-Spielen meines Kindes. Weiteres Highlight natürlich der Felsen der Ewigkeit, auch wenn dieser nur als Rundenzähler fungiert – man ist der schön. Dazu gesellt sich noch ein Batzen an Karten mit wundervollen Illustrationen. Aufgebaut ergibt sich dann eine Tischpräsenz, die ihresgleichen sucht.

Sonderlob auch für die Anleitung. Diese ist nahezu perfekt geschrieben und es bleiben keine Fragen offen.


Das Spielsystem

Das Spielsystem ist super einfach. Auch die Regelerklärung benötigt nicht viel Zeit und mit dem Spaß kann zügig begonnen werden.


Bevor wir zum Spielablauf kommen, schauen wir uns zunächst die zentrale Aufgabe des Spiels an. Diese ist das Filmen von Szenen. Jeder Spieler hat immer Szenen in seiner Auslage (maximal aber 8) und es gibt noch die allgemeine Auslage mit 6 Szenen. Es gibt drei verschiedene Arten von Szenen mit unterschiedlichen Anforderungen.


Bei der Terrainszene müssen sich die abgebildeten Tiere auf dem vorgegebenen Terrain befinden. Bei der Panoramaszene müssen sich die Tiere, vertikal oder horizontal, in der vorgegebenen Reihenfolge befinden. Wichtig ist es, dass auch andere Tiere dazwischenstehen können und auch die Richtung keine Rolle spielt. Bei der Begegnungsszene müssen sich alle Tiere angrenzend um das zentrale Tier befinden. Als angrenzend gilt hier auch diagonal.


Neben diesem zentralen Element weist jede Karte noch weitere Symbole auf. So kann sich rechts oben ein Abzeichen befinden. Handelt es sich hierbei um Futter oder Effekte, so erhaltet ihr diese von nun an immer bei den Drehtag-Vorbereitungen. Es können sich dort auch Pflanzenabzeichen (Blatt, Blume oder Obst) befinden. Diese können gesammelt werden und sind bei für die Siegpunkte bei einigen Karten von Relevanz. Der Diamant bedeutet eine Rarität. Dieses sind besonders schwierig zu filmende Szenen, die allerdings viele Punkte bringen. Dann gibt es noch den Pfotenabdruck und das Herz. Das Herz bedeutet Liebling und das Sammeln dieser Abzeichen ist für die Schlusswertung wichtig. Der Pfotenabdruck steht für eine Spur und ist bedeutend für die Preisverleihung.


Zu Beginn des Spiels hat jeder Spieler 6 Münzen und 4 Szenen. Nun könnt ihr eine Aktion durchführen. Dazu bewegt ihr eure Kamera einfach auf das gewünschte Feld und bezahlt die Kosten. Auf den kleinen Feldern darf sich immer nur eine Kamera befinden, wohingegen auf den großen Feldern beliebig viele Kameras stehen dürfen.


Euch stehen unterschiedliche Aktionen zur Verfügung, die super einfach durchzuführen sind. So könnt ihr Tiere entdecken. Dazu nehmt ihr einfach eines der Tiere und platziert es auf ein beliebiges Feld des Spielplans. Auf jedem Feld darf zu jedem Zeitpunkt aber nur ein Tier stehen. Des Weiteren könnt ihr euch eine Szene aus der Auslage nehmen. Jede weitere Szene kostet dann ein zusätzliches Geld. Seid ihr mit der Auslage nicht zufrieden könnt ihr diese auch erneuern und euch danach eine Szene nehmen. Auch hier könnt ihr für weitere Münzen weitere Szenen nehmen. Wichtig ist hierbei, dass bei beiden Aktionen die Auslage erst aufgefüllt wird, wenn ihr eure Aktion abgeschlossen habt. Sehr wichtig sind auch die Aktionen Positionstausch und Bewegung. Beide Aktionen dürft ihr nicht am ersten Drehtag, also in der ersten Runde, durchführen. Beim Positionstausch tauscht ihr einfach die Positionen von 2 beliebigen Tieren. Die Aktion Bewegung ermöglicht es euch, ein Tier eurer Wahl, um 1 bis 3 Felder zu bewegen. Die Bewegung muss orthogonal erfolgen. Hierbei ist es erlaubt, sich durch Felder zu bewegen, die durch andere Tiere besetzt sind. Das war es dann auch tatsächlich schon mit den euch zur Verfügung stehenden Aktionen.

Jederzeit bei eurem Dreh dürft ihr ungefilmte Szenen abwerfen. Sehr wichtig, da das Limit hier 8 Szenenkarten beträgt. Werft ihr 2 Szenen ab, so dürft ihr euch 1 Geld nehmen. Des Weiteren dürft ihr jederzeit, auch vor oder nach eurer Aktion, Szenen filmen. d. h., wenn die Situation so ist, dass euch ein Mitspieler in die Karten gespielt hat und ihr bereits zu Beginn eures Zuges eine Szene filmen könnt, dann könnt ihr das machen und anschließend erst eure Aktion ausführen. Nutzt ihr aber die Bewegungsaktion dann dürft ihr nicht nach einem Schritt filmen und dann weitere Schritte durchführen. Bedeutet also, die Bewegung muss komplett abgeschlossen sein.


Darüber hinaus dürft ihr Futter oder Effekte nutzen. Nutzt ihr Futter, so könnt ihr ein Tier um ein Feld bewegen. Ihr könnt so viel Futter nutzen, wie ihr zur Verfügung habt. Die Nutzung von Effekten ermöglicht es euch jeweils 1 Terrainbedingung beim Filmen zu ignorieren. Nutzt ihr also drei Effekte, so dürft ihr 3 Terrainbedingungen ignorieren. Futter und Effekte sind super stark. Irgendwie konzentriere ich mich persönlich immer auf das Futter.


So aktiviert ihr also eine Aktion, nutzt diese und filmt eure Szenen. Dies geht reihum solange, bis alle Spieler keine Aktion mehr ausführen können (weil sie kein Geld mehr haben) oder bis alle gepasst haben. Ein Passen ist erst möglich, wenn euer persönlicher Kontostand bei 3 liegt.


Jetzt geht es an die Drehtag-Vorbereitungen, die wie folgt ablaufen. Als erstes wird der Toko auf den nächsten Drehtag versetzt, ggfs. werden Ereignisse abgehandelt (ich komme im nächsten Abschnitt auf diese zu sprechen), die Szenenauswahl wird erneuert, jeder Spieler erhält 4 neue Szenen und darf von diesen eine kostenlos behalten (jede weitere Szene, die man behalten möchte kostet 1 Geld), jeder Spieler erhält seine Drehtagbelohnungen und die Akazie wird an den nächsten Spieler weitergegeben und der nächste Drehtag kann starten.


Nach der sechsten Runde endet das Spiel und jeder Spieler erhält noch die Siegpunkte entsprechend seiner gesammelten Anzahl an Herzen.

Der wunderschöne Felsen der Ewigkeit

Die Ereignisse

2 große Ereignisse treten im Spielverlauf noch auf. Dies sind zwei Preisverleihungen und drei große Tierwanderungen.


In jedem Spiel gibt es 2 Preisverleihungen für die Anzahl an gefilmten Tieren des Tages. Welche Tiere das sind ist bei jedem Spiel anders, da die Karten gezogen werden. Von allen euren gefilmten Szenen zählt ihr einfach die Anzahl des entsprechenden Tieres und addiert eure Spuren hinzu. Der Gewinner erhält seine Anzahl multipliziert mit 2 und der Zweitplatzierte zumindest noch seine Anzahl an Tieren in Siegpunkten. Ich komme hierauf noch einmal in meinem Fazit zu sprechen.


Dann hätten wir in den letzten drei Runden noch die große Tierwanderung. Dazu wird die oberste Karte des Tierwanderungs-Stapels gezogen und „es verschwinden“ die entsprechenden Tiere. Dies stellt gelegentlich die eigene Planung gehörig auf den Kopf.


Die Koryphäen

14 Koryphäen-Karten liegen dem Spiel bei. Diese sind unterschiedliche Personen, z. B. der Synchronsprecher, der Effektkünstler, die Reiseführerin oder der Zoologe, die euch besondere Effekte bringen, da ihr von der Erfahrung der entsprechenden Person profitiert.


So erhaltet ihr, z. B. durch den Zoologen einen Effekt, wenn ihr eine Szene mit 4 Tieren filmt oder durch den Botaniker zusätzliche Siegpunkte am Spielende, wenn ihr ein vorgegebenes Set von Pflanzenabzeichen gesammelt habt.

Natürlich müsst ihr euer Spiel auf eure Koryphäe anpassen, um das bestmögliche Ergebnis einzufahren.


Das Spiel mit den Koryphäen ist nett für mich persönlich aber kein Muss.


Die optimale Spielerzahl

Konzipiert ist das Spiel für 1 bis 4 Personen. Auf den Solo-Modus bzw. den kooperativen Modus gehe ich im Anschluss kurz gesondert ein.


Wilde Serengeti funktioniert in jeder Teilnehmerzahl. Ehrlicherweise muss man allerdings sagen, dass der absolute Spaßhöhepunkt mit 4 Personen erreicht wird, da sich hier einfach so unfassbar viel auf dem Spielbrett tut. Dafür ist im Umkehrschluss aber mit 2 Personen das Spiel deutlich planbarer und deshalb auch ein wenig taktischer, da einem eben nicht dauernd einer in die Suppe spuckt.


Ein wenig Zeit solltet ihr einplanen. Die Spieldauer liegt so zwischen 90 und 150 Minuten.


Allein oder gemeinsam können wir uns noch 6 unterschiedlichen Szenarien stellen. Hier müssen wir am Spielende eine bestimmte Anzahl an Siegpunkten erreichen. Die Besonderheit hierbei ist, dass wir für jeden einzelnen Drehtag Vorgaben erhalten, die wir erfüllen müssen da wir ansonsten das Spiel sofort verloren haben. Und ich muss ehrlich sagen, dass die Vorgaben und auch die Gesamtanforderungen nicht von schlechten Eltern sind.


Als Drehtagvorgaben müssen wir, zum Beispiel, bereits über eine bestimmte Anzahl an Siegpunkten zum Drehschluss verfügen, eine bestimmte Anzahl an Futter oder Effekten besitzen oder wir dürfen nur eine bestimmte Anzahl an ungefilmten Szenen besitzen.


Bis auf kleinere Besonderheiten gleicht sich der Spielverlauf. Beide Varianten machen großen Spaß.


Fazit

Trotz einiger Kritikpunkte, die ich nachher im Detail anspreche bin ich begeistert von diesem Spiel und es zählt zu den Spielen, die mir in diesem Jahr, bis dato, am besten gefallen haben.


Zunächst einmal ist da die tolle Tischpräsenz und in allen Runden standen erst einmal die Münder offen. Dazu kommen das übersichtliche Spielsystem und die einfache Zugänglichkeit. Dies führt dazu, dass sich auch Familienspieler problemlos an diesem Spiel versuchen können. Dennoch ist das Spiels keineswegs einfach und ich persönlich würde es schon als gehobenes Familienspiel einstufen. Deshalb verwundert es mich auch ein wenig, dass das Spiel beim Kobold und nicht bei Corax erschienen ist.


Dann begeistert mich das Spielsystem, welches ja im Prinzip eine Art Puzzle ist. Durch geschicktes Tauschen, Bewegen und Platzieren von Tieren versuchen wir möglichst viele Vorgaben zu erfüllen, um Szenen filmen zu können. Neben der eigenen Kartenauslage muss man dabei natürlich immer die offene Auslage im Blick haben. Manchmal kann man hier geschickt abstauben. Störend dabei sind nur die Mitspieler, die eben ihre eigenen Anforderungen erfüllen möchte. So kommt es zwangsläufig immer dazu, dass man sich gegenseitig ärgert. „Oh nein, muss diese Bewegung nun wirklich sein?“ oder „Oh nein, bitte tausche doch andere Tiere!“ sind Aussagen, die man oft in seinen Partien hören wird. Am meisten allerdings in Partien mit 4 Personen, da sich hier das Spielbrett super schnell verändert. Da kommt es vor das man wieder am Zug ist und nichts ist so wie es war, als man den vorherigen Zug beendet hatte – blöd für die eigene Planung.


Doch auch ein klein wenig Kritik möchte ich anbringen.


Die Preisverleihung zu Beginn der vierten und sechsten Runde finde ich eine tolle Idee. Doch die Punktevergabe ist unglücklich, da diese den Gewinner einfach zu sehr belohnt. In meiner gestrigen 2-Personen-Partie habe ich beide Verleihungen gewonnen. Die erste Preisverleihung ging mit 10:8 und die zweite mit 15:10 an mich. Das bedeutet, dass ich hier 40 Punkte gemacht habe und meine Mitspielerin „nur“ 18. Ein Vorsprung von 22 Punkten ist kaum noch aufzuholen. Das kann für gehörigen Frust sorgen. Ab 3 Personen kommt dieser Punkt etwas weniger zum Tragen. Bei 2 Personen spielen wir mittlerweile mit dem Faktor 1,5, um dies ein wenig auszugleichen.


Auch merkt man nach einigen Partien, dass es nicht wirklich punkteträchtig ist, auf die Pflanzenabzeichen zu gehen. Konzentrieren muss man sich vor allem auf Lieblinge, da man mit diesen bei der Schlusswertung noch ordentlich punkten kann und auf Spuren, da diese für die Preisverleihungen elementar wichtig sind. Hier finde ich das Balancing nicht gelungen.


Ein wenig unglücklich ist es auch, dass man, vor allem im Spiel mit mehreren Personen, je nach Sitzposition, die ausliegenden Karten nur schwer erkennen kann. Es wird oftmals dazu kommen, dass sich ein Spieler in seinem Zug die Karten nimmt und noch einmal durchschaut. Dies ist nervig und sorgt auch für einen Anstieg der Spieldauer. Und diese ist, für ein Familienspiel, ohnehin schon recht hoch. Doch hier muss man sagen, dass es natürlich auch ein wenig an den Spielern liegt. Man sollte seine Züge hier nicht „zerdenken“, da es oftmals auch gar nichts bringt, weil einer der nachfolgenden Spieler durch einen Positionstausch oder eine Bewegung ohnehin jeden Plan zunichtemacht. Wem die Spielzeit aber zu hoch ist, der kann nach Hausregeln spielen. Hier wäre es zum Beispiel denkbar, dass Spiel auf 5 Runden zu reduzieren. Natürlich müssen die Ereignisse dann zu Beginn auch mit der dritten Runde beginnen. Eine weitere Möglichkeit ist es auch, dass zur Verfügung stehende Geld zu reduzieren, da dadurch natürlich die Anzahl der Aktionen abnimmt.


Trotz der hier dargelegten Kritikpunkte ist Wilde Serengeti für mich ein wundervolles Spiel. Ich freue mich auf jede Partie und habe immer ein Lächeln auf dem Gesicht, wenn es aufgebaut vor mir steht.




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