Zitrushain – Wer Obsthain mag, wird Zitrushain lieben
„Zitrushain“, bei Board Game Circus erschienen, ist ein taktisches Karten-Lege-Spiel für einen Spieler von Mark Tuck
In unserem Zitrushain wollen wir möglichst viele Orangen, Zitronen und Limetten ernten. Doch ein Eichhörnchen treibt sein Unwesen und kann uns helfen aber uns auch schaden. Es gilt, eine möglichst reichhaltige Ernte einzufahren
Ein Blick in die Spieleschachtel
Zitrushain kommt genauso wie Obsthain in einer kleinen Schachtel daher, die problemlos in eine Hosentasche passt. Der Pappschuber ist einfach erstklassig und das sich darin befindende Material ebenfalls. Die Karten fühlen sich toll an, sind wasserabweisend und recht knickresistent. Dazu gibt es tolle Würfel sowie ein Eichhörnchen und eine Schubkarre aus Holz.
Das kleine Anleitungsheftchen ist toll geschrieben und lässt keine Frage unbeantwortet.
Das Spielsystem
Das Spielsystem von Zitrushain ist super einfach und die Regeln hat man innerhalb von 5 Minuten verinnerlicht. Doch um das Spiel zu meistern, bedarf es einiger Partien und einiger Gedankenanstrengung.
Starten möchte ich zunächst mit der normalen Version des Spiels. Auf den Rezeptwettbewerb gehe ich gesondert ein.
Legt einfach die Würfel und die beiden Marker bereit. Mischt dann die 18 Karten und zieht von diesen 9. Dies ist euer Kartenpool. Deckt die oberste Karte auf – sie ist der Startpunkt eures eigenen Zitrushains. Anschließend zieht ihr 2 Karten auf die Hand und der Spaß kann beginnen.
Von euren 2 Handkarten müsst ihr nun eine in eurem Hain platzieren. Die hierbei zu beachtenden Legeregeln sind einfach.
Die Karte selbst dürft ihr beliebig drehen. Bei der Platzierung muss aber mindestens ein Baum oder eine Lichtung einer bereits liegenden Karte mit der neuen Karte bedeckt werden. Selbstverständlich dürft ihr bzw. solltet ihr versuchen, möglichst viele Übereinstimmungen zu erzielen, da euch dies Punkte bringt. Dabei muss die Farbe bzw. müssen die Farben der Bäume gleich sein. Einmal im Spiel dürft ihr die Farbregel brechen. Dann müsst ihr allerdings das Eichhörnchen auf dem Baum platzieren, was ihr tunlichst vermeiden solltet, da es euch einige Punkte kostet. Ich komme bei der Punktevergabe noch einmal auf das Eichhörnchen zurück. Eine Lichtung ohne Würfel dürft ihr mit einem beliebigen Baum überdecken. Eine Lichtung darf einen beliebigen Baum, mit oder ohne Würfel, bedecken. Überdeckt eine Lichtung allerdings einen Baum mit einem Würfel, so müsst ihr diesen nun auf die Lichtung legen – verändert dabei nicht den Wert. Der Clou hierbei ist es, dass ihr im weiteren Verlauf auf diese Lichtung wieder einen Baum legen dürft dessen Farbe allerdings zur Farbe des Würfels passen muss. Dies sollte euer Ziel sein, da Früchte auf Lichtungen am Spielende keine Punkte bringen – diese sind quasi Fallobst.
Überdeckt ihr Bäume mit gleichfarbigen Bäumen einer neuen Karte, so platziert ihr einen entsprechend farbigen Würfel auf der neuen Karte. Der Würfel wird auf den Wert gedreht, die der Summe der Früchte entspricht. Legt ihr nun einen farbig passenden Baum auf einen Würfel erhöht ihr einfach den Wert des Würfels um die Anzahl der Früchte auf dem neuen Baum. Ist dieser Wert bereits 6 und ihr platziert einen Baum mit einer weiteren Frucht, so dürft ihr ihn auf die Seite mit dem Korb drehen. Diese Seite ist 10 Punkte wert. Legt ihr nun auf einen Obstkorb noch einen Baum der gleichen Farbe, so könnt ihr den Obstkorb durch die Schubkarre ersetzen, die dann am Spielende satte 15 Punkte wert ist. Diese Möglichkeit steht euch aber nur einmal im Spiel zur Verfügung.
Das Spiel endet, sobald ihr alle Handkarten in euren Hain gelegt habt.
Nun folgt die Punktevergabe, die sehr einfach zu bewerkstelligen ist. Ihr addiert hierzu nämlich einfach die Werte der platzierten Würfel. Befindet sich allerdings ein Eichhörnchen in eurem Hain, so müsst ihr einen Punkt für dieses abziehen und zusätzlich einen Punkt für jeden Würfel der senkrecht oder waagerecht angrenzt. Ich versuche es immer zu vermeiden ein Eichhörnchen in meinem Hain zu haben. Doch manchmal kann es sich lohnen – das muss man sich immer ausrechnen.
Der Rezeptwettbewerb
Wenn euch dies alles wie Obsthain vorkam, dann habt ihr vollkommen recht. Der Rezeptwettbewerb hebt das Spiel nun ab. Auf der Rückseite der Karten befinden sich Rezepte. Führt den normalen Spielaufbau durch und zieht am Ende zusätzlich 2 Karten vom Stapel mit den 9 eigentlich nicht benötigten Karten und legt diese mit der Rezeptseite vor euch aus. Jedes Rezept zeigt einen Bonus, den ihr bei Spielende erhaltet, wenn ihr bestimmte Voraussetzungen erfüllt. Je schwieriger dabei die Herausforderung, desto mehr Punkte erhaltet ihr.
So erhaltet ihr, zum Beispiel, Zusatzpunkte wenn ihr in eurem Hain über 4 Würfel jeder Farbe verfügt, alle 15 Würfel platziert wurden oder sich mindestens ein Obstkorb im Zitrushain befindet. Hier gibt es mannigfaltige Herausforderungen, die das Spiel immer verändern.
Fazit
Zitrushain ist der neue Puzzle-Spaß vom Team des Erfolgstitels Obsthain, welches ich damals schon rezensiert habe. Schaut euch meine Rezension dazu gerne an:
Zitrushain überzeugt zunächst einmal durch ein super einfaches und verständliches Regelwerk. Es dauert keine 5 Minuten und man hat das Spiel verstanden und kann losspielen. Aufgrund der geringen Dauer, eine Partie dauert keine 10 Minuten, kann man schnell eine Partie einschieben. Gut, dass gleich der zweite 9er-Kartenstapel bereitliegt, um eine Folgerunde zu starten und seinen Punktestand zu knacken, denn es wird nur in seltenen Fällen bei einer Partie bleiben.
Um das Spiel zu beherrschen benötigt man allerdings einige Runden, denn Zitrushain ist ein echtes Puzzle und man muss schon Nachdenken, um hier hohe Punktzahlen zu erreichen. In eure Planungen müsst ihr immer beide Handkarten einbeziehen und natürlich auch ein wenig Rechenarbeit leisten. Dazu kommt noch das Eichhörnchen, welches Fluch und Segen zugleich ist. Natürlich gehört, aufgrund des Ziehens der Karten, auch ein wenig Glück dazu – das kann man nicht wegdiskutieren. Doch in den meisten Fällen sind, zumindest halbwegs, vernünftige Züge möglich.
Viele werden sich jetzt die Frage stellen ob sie das Spiel denn brauchen, wenn Obsthain bereits im Regal steht. Ehrlicherweise muss man sagen, dass die Spiele sich fast gleichen und es nur wenig Unterschiede gibt. Bei Obsthain war es so, dass nach vielen Partien der Widerspielwert ein wenig gelitten hat, weil man immer wieder die gleiche Strategie genutzt hat. Durch den Rezeptwettbewerb kommt hier ein vollkommen neue Variante ins Spiel die es, aus meiner Sicht, von Obsthain abhebt und dafür sorgt, dass auch Besitzer von Obsthain bedenkenlos noch zu Zitrushain greifen können. Aufgrund der immer unterschiedlichen Rezepte, die am Spielende noch zusätzliche Punkte bringen, gleicht kein Spiel dem anderen und der Widerspielwert steigt enorm an, weil man sich immer wieder auf die zusätzliche Punkte konzentrieren muss und seine Taktik ändern muss.
Einen Kritikpunkt habe ich allerdings. Dieser betrifft die Farbgestaltung der Würfel. Für Menschen mit einer Farbsehschwäche sind das grün und orange leider nur sehr schwer auseinanderzuhalten. Natürlich hat man diese Farben aufgrund der Fruchtfarben gewählt und mir leuchtet schon ein, dass man für die Limette nicht blau genommen hat. Allerdings hätte man die Farben „kräftiger“ machen sollen, um eine Unterscheidung zu erleichtern.
In der Anleitung ist auch die Regel für das Spiel mit mehreren Personen zu finden, für die ihr allerdings jeder über ein Exemplar des Spiels verfügen müsst. Meine Frau und ich haben es allerdings auch mit einer Version zu zweit einfach mit den 18 Karten gespielt und gewonnen hat eben derjenige, der über mehr Punkte verfügt. Vielleicht ist dies für einige Spieler ja eine Option, um in einen Punktewettstreit zueinander zu treten. Natürlich darf man dann nachher nicht über die eigenen Karten meckern. So ist das Spielen des Rezeptwettbewerbs natürlich nicht möglich.
Wer Obsthain mochte, der wird Zitrushain lieben und das Spiel ist eine ganz klare Empfehlung für alle Spielertypen.
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